Würden Sie Ihren Jungen segelfliegen lassen?

Creative Commons CC0 / pixabay.com

Würden Sie Ihren Jungen segelfliegen lassen?

Wie können wir als Väter die Wünsche unserer Kinder unterstützen, selbst wenn sie ein riskantes Wagnis darstellen? Wir haben den flugzeugbegeisterten David (14 Jahre) interviewt, warum er bereits jetzt seinen Schein fürs Segelfliegen machen will und bei seinem Vater nachgefragt, was er darüber denkt.

Adam online: Wie hat sich deine Leidenschaft für Flugzeuge entwickelt?

David: Durch die Arbeitsstelle meines Vaters bei Lufthansa Technik kam ich schon früh durch Besichtigungen und Besuche am Flughafen mit Flugzeugen in Kontakt. Als ich mit acht Jahren das erste Mal einen Flugsimulator am PC genutzt habe, war der Bann endgültig gebrochen. Seit sechs Jahren betreibe ich Flugsimulation intensiv als mein wichtigstes Hobby. Mittlerweile ist die Computertechnik auf einem so hohen Niveau, dass sie dem normalen Flugbetrieb schon sehr nahe kommt. Außerdem schreibe ich seit einiger Zeit als freier Redakteur einer Fachzeitschrift für Flugsimulation thematische Berichte. Ich sehe dieses Hobby nicht nur als Freizeitbeschäftigung an, sondern ich kann dadurch auch mein Fachwissen erweitern für meinen Berufswunsch „Pilot“.

Adam online: Warum möchtest du jetzt den Segelflugschein machen?

David: Natürlich möchte ich das Training am Computer nun auch anwenden können und durch den Flugschein endlich auch in der Realität richtig fliegen. Aber auch den Segelflugschein sehe ich als Vorbereitung für meinen Traumjob an: Viele Piloten großer Airlines begannen ihre Fliegerkarriere mit der „Private Pilot License C“. Diesen Weg möchte ich versuchen genauso zu verfolgen.

Adam online: Welche Gedanken hattest du, Peter, als dein Sohn dir das erste Mal davon erzählt hat?

Peter: Die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, hatten zum einen mit Überraschung und vorsichtiger Begeisterung zu tun; ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Beim Segelfliegen – und das wusste ich nicht – kann man schon mit 14 Jahren den Flugschein machen und allein fliegen. Der Traum vom Fliegen … und mein Sohn will ihn verwirklichen! Dieser Gedanke löste eine heimliche Faszination aus, die ich mir aber nicht anmerken ließ. Denn da war noch die andere, rationale Vatersicht: Ist David nicht viel zu jung für diesen Sport, und ist das Segelfliegen nicht doch zu gefährlich?!

Adam online: Was hat dich bewogen, deinem Sohn das Segelfliegen zu ermöglichen?

Peter: Zunächst habe ich mit den „Vorsichts-Argumenten“ versucht, das Thema zu verschieben und David zu überzeugen, sein Anliegen doch ein bis zwei Jahre zurückzustellen. Solche Ansätze sind allerdings bei angehenden Teenagern in der Regel nicht von Erfolg gekrönt, so auch in unserem Fall. Dann habe ich die Diskussion mit mir selbst weitergeführt: „Du solltest anfangen, deinen Sohn loszulassen und ihn seine eigenen Wege gehen zu lassen!“ Mit der Spannung zwischen der verstandesmäßigen Elternperspektive und den tiefer sitzenden Sorgen, Ängsten und Vorbehalten umzugehen ist eine echte Herausforderung, das erlebe ich immer wieder.

Adam online: David, womit hast du gerechnet, als du von deinem Wunsch, den Segelflugschein zu machen, das erste Mal erzählt hast?

David: Ehrlich gesagt rechnete ich, ohne viel nachzudenken, erst mal mit einer positiven Reaktion. Gott sei Dank war es dann auch so, aber natürlich kann und sollte man so etwas nicht erwarten! Schließlich ist es nicht billig, einen Flugschein zu machen. Das meiner Meinung nach kleinere Argument gegen den Flugschein ist das Risiko beim Fliegen; dieses Risiko schätzen meine Eltern höher ein als ich. Letztendlich bin ich wirklich dankbar und froh, dass meine Eltern mir den Segelflugschein ermöglichen wollen.

Adam online: Peter, was bedeutet es dir, deinen Sohn in seiner Leidenschaft zu unterstützen?

Peter: Auch wenn es vielleicht nicht typisch männlich oder sehr emotional klingt: Es ist mir eine Herzensangelegenheit. Davids Begeisterung für das Fliegen – sei es bei der Flugsimulation oder „in echt“ – ist unübersehbar. Und echte Begeisterung ist eben keine reine Kopfsache, sondern hat viel mit dem Herzen zu tun. Dies bei David nicht nur zuzulassen, sondern so gut ich es kann zu fördern, ist mir wichtig. Mir selbst ist in den letzten Jahren bewusster geworden, dass ich den Fragen und Sehnsüchten meines Herzens mehr Zeit und Raum geben muss, um sowohl meiner eigenen Identität als Mann als auch Gott selbst näher zu kommen. Das wünsche ich mir auch für meine Vater-Sohn-Beziehung zu David.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments