Der 25-jährige Jan Klassen aus Worms hat die Ausbildung als Pilot an einer der spezialisiertesten Flugschulen Europas erfolgreich abgeschlossen. Nachdem er nun seine letzte Prüfung an der Flugschule MATC in Holland bestanden hat, will Klassen bei der internationalen Hilfsorganisation MAF arbeiten. Und zwar als Busch-Pilot in den unzugänglichsten Gebieten der Welt.
„Buschfliegen“
Ende März landete Jan auf dem kleinen Flugplatz von Teuge in Holland, etwa 40 Kilometer nördlich von Arnheim, nahe der deutschen Grenze – eigentlich war es eine ganz normale Landung. Doch für Jan, der in Frankenthal bei Worms wohnt und am Flughafen von Worms als Flugleiter arbeitet, war es keine normale Landung. Er hatte bereits 550 Flugstunden absolviert, und diese Landung markierte das Ende seiner Ausbildung bei MATC. Es ist die einzige Flugschule in Europa, die sich auf das sogenannte „Busch-Fliegen“ spezialisiert hat.
Diese Flug-Disziplin gilt als besonders schwierig. Dabei wird meist mit einmotorigen Flugzeugen geflogen und auf unbefestigten Landebahnen in abgelegenen Regionen in Afrika, Teilen von Asien und Südamerika gelandet. Oft gibt es in diesen Gebieten keine Koordinierung durch eine Flugleitung und das Wetter kann schnell umschlagen. Außerdem kann ein Motorausfall den Piloten zu einer gefährlichen Notlandung in den Baumwipfeln des Dschungels zwingen.
„Kühe und Ziegen auf den Pisten“
,,Zu den Risiken der Buschfliegerei gehören die sehr kurzen Landebahnen”, sagt Jan Klassen. “Und es gibt keinen Tower, der einem Informationen geben könnte. Als Pilot musst du dir selbst alle Informationen besorgen, indem du zunächst tief über die Pisten fliegst.” Und da erlebt ein Pilot auch manchmal Überraschungen, weiß Klassen. “Kühe und Ziegen auf den Pisten. Das erlebt man auf dem Frankfurter Flughafen nicht, dass plötzlich ein Tier über die Bahn rennt.”
Jan Klassen wird für MAF arbeiten, eine internationale christliche Hilfsorganisation, die weltweit 136 kleine Flugzeuge in schlecht erreichbaren Gebieten einsetzt. Damit werden lokale Gemeinschaften unterstützt, aber auch Spezialisten anderer Organisationen wie etwa Ärzte ohne Grenzen oder die Vereinten Nationen in Regionen gebracht, in denen Transporte über Straßen fast unmöglich sind.
Kindestraum als Pilot geht in Erfüllung
Klassen hofft, dass er im nächsten Jahr gemeinsam mit seiner Frau ins Ausland ausreisen kann. Wo genau, erfährt er erst im Mai oder Juni. Mögliche Einsatzländer können in Afrika, Südamerika oder dem für Piloten am herausforderndsten Land liegen: Papua Neuguinea. Bis es so weit ist und Klassen ins Ausland ziehen, wird Jan in Deutschland noch weitere Flugstunden absolvieren und an drei speziellen Flugtrainings für künftige europäische Busch-Piloten teilnehmen.
,,Viele Freunde und auch Kollegen halten mich für verrückt”, sagt er. “Weil ich als Pilot in ein Krisenland gehe, obwohl ich bei einer Fluggesellschaft doch viel Geld verdienen könnte. Aber für mich geht ein Traum in Erfüllung. Davon habe ich schon als kleiner Junge geträumt!’’
Video von Jan Klassen: https://www.youtube.com/watch?v=pjGaC5RXfrU