Müssen die Schmetterlinge aufhören zu fliegen?

Liebe
© Hector Reyes / unsplash.com

Müssen die Schmetterlinge aufhören zu fliegen?

„Wie soll ein Mann damit umgehen, wenn seine Frau nach 20 Ehejahren 30 Kilo mehr auf die Waage bringt? Wenn sie sich gehen lässt? Wenn sie definitiv keine Lustgefühle mehr empfindet? Oder sie nach vielen Ehejahren in den Augen des Mannes einfach ziemlich hässlich geworden ist? Und der Mann, dessen Sexualtrieb ja sehr von der Optik beeinflusst wird, sich eher abwendet oder sich gar vor ihrem Körper ekelt?“ – So fragte mich mal ein Ratsuchender.

Die Liebe frisch halten

„Wenn ich an den Körper meiner Frau denke, bekomme ich Schmetterlinge im Bauch“, sagte ein 80-Jähriger über seine 70-jährige Ehefrau. „Sie ist noch so attraktiv wie in jungen Jahren.“ Beide hatten es vermocht, ihre Liebe frisch zu erhalten und ihre Körper füreinander schön zu machen. 

Die sinnlichen Reize sind bei Mann und Frau auch im Alter vorhanden. Eine tolle, modische Frisur ist mit grauen  – oder gefärbten – Haaren genauso möglich wie bei einem jungen Menschen. Mit schicker Kleidung gewinnen wir die Aufmerksamkeit unseres Ehepartners. Wir machen uns für den eigenen Mann bzw. die eigene Frau schön, und zwar täglich (Pflege der Haut, Parfüm, duftende Seife). Denn dies ist der Mensch, dem wir am häufigsten begegnen und mit dem wir am längsten zusammen leben. So soll er sich auf jeden Blick freuen, den er von uns erhaschen kann. Wenn wir uns ausgewogen ernähren und uns ausreichend bewegen (zu Fuß oder auf dem Fahrrad), stimmt es auch mit unserer Fitness. Wenn wir ein paar Falten haben, sind es hoffentlich Lachfalten und keine Sorgenfalten. Menschen mit Lachfalten strahlen eine Fröhlichkeit aus, die ohne viele Worte die Lebensfreude ausdrückt. 

Auch in fortschreitendem Alter hat der Mensch das Bedürfnis nach Zärtlichkeit: Streicheln, umarmen, schmusen oder Sex. Wir möchten Zeit miteinander verbringen und uns immer wieder berühren, wie wir es in der Zeit der ersten Verliebtheit taten. 

Fit statt fett

Wenn wir uns genügend bewegen und maßvoll ernähren, erhalten sich auch die guten Proportionen unserer Figur. Mit dem Älterwerden ist nicht unbedingt eine Gewichtszunahme verbunden. Und wenn dann doch ein paar Kilo mehr vorhanden sind, stört das nicht, weil die Gesamtharmonie zwischen Mann und Frau gegeben ist. 

Leider kommt es vor, dass manche Ehen sich abnutzen und sich auf Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaften reduzieren. Man bleibt zusammen, weil es so am bequemsten ist und jeder den anderen auf irgendeine Weise braucht. Aber die Herzlichkeit und Innigkeit sind verloren gegangen. Auch die Zärtlichkeit bleibt auf der Strecke. Man lebt aneinander vorbei.

In einer solchen Atmosphäre kommt es schnell zur körperlichen Vernachlässigung: übermäßiges Essen und Trinken, mangelnde körperliche Aktivität, und schon bald bringt man 20 oder 30 Kilo mehr auf die Waage. Man hadert darüber, kriegt aber die Runde nicht, etwas zu verändern. 

Ehrlich sein

Die Ursachen für die mangelnde Ehedynamik können bei beiden Partnern liegen. Eheberatung bringt Hilfe, damit man sich wieder annähert und eine neue, liebevolle Basis entwickelt. Die aufgelaufenen Enttäuschungen und Verletzungen lassen sich mit therapeutischer bzw. seelsorgerlicher Hilfe bearbeiten, und neues Vertrauen kann entstehen. In dieser wiederhergestellten Beziehung fühlt man sich dann wohl. Wer die externe Hilfe verweigert, erhält die Dysfunktionalität aufrecht. Beim Älterwerden entwickeln sich diese Menschen genau zum Gegenteil des eingangs erwähnten „alten“ Liebespaares. 

Wichtig ist es, freundlich miteinander zu sprechen und die Bedürfnisse zu äußern. Es sollen möglichst keine Vorwürfe, sondern eher Bitten geäußert werden. Besser als „Du bist zu fett!“ klingt: „Ich liebe Dich; aber wenn du ein paar Kilo weniger hättest, würdest du viel besser aussehen.“ Jeder soll auf den anderen eingehen, um ihm wieder zu gefallen und das Verlangen nacheinander zu steigern.

Attraktiv bleiben füreinander

„Niemand hat Macht über seinen eigenen Körper, sondern wir gehören unserem Ehepartner“. Das sagt uns Paulus (1 Kor 7,4f.). Sexuelle Enthaltsamkeit rät er nur in gegenseitiger Absprache und befristet. Wer sich unansehnlich macht, hält den Ehepartner von sich fern. Wollen wir das wirklich? Wir gehören nicht uns selbst. Durch das Eheband gehören wir dem anderen. Paulus sagt: „Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst“ (Eph 5,28).

Für unseren Ehemann bzw. unsere Ehefrau wollen wir uns schön und attraktiv machen, sowohl bekleidet als auch unbekleidet. Schließlich wollen wir nicht der Anlass dafür sein, dass sich im Kopf unseres Partners Bilder von fremden Personen einnisten, die ihm besser gefallen als wir. Auch wollen wir nicht, dass er bzw. sie Heimlichkeiten entwickelt, d. h. dass Gefühle zu einer dritten Person hingehen und daraus eventuell eine Parallelbeziehung wird.

Wie sehen wir aus? Sind wir fit oder fett, aktiv oder träge? Suchen wir das Zusammensein mit unserem Partner? Was tragen wir dazu bei, damit dieser (diese) sich bei uns wohl fühlt und sich an uns freut? Viele liebe Worte sollen den Tag bestimmen, und viele nette Gesten gehören dazu. 

Erfüllte Liebe

Masturbation ist in der Bibel nicht explizit verboten. Sie wird aber auch nicht ausdrücklich empfohlen. Vielmehr ist sie ein Notventil, um Druck abzulassen. Einen Ersatz für eine liebevolle Beziehung, in der die erfüllte Sexualität ihren Platz hat, findet man in der Masturbation nicht. 

Manchmal sind nur kleine Veränderungen erforderlich, um lang anhaltende Prozesse der Heilung und Erneuerung in Gang zu bringen. Dass Ehepartner auch nach vielen gemeinsamen Jahren glücklich sind – oder wieder glücklich werden – ist durchaus möglich. Geben wir die Liebe nicht auf!

Praxistipps

* Geben Sie sich mit einem schlechten Zustand Ihrer Ehe nicht zufrieden.

* Sagen Sie Ihrer Frau mit freundlichen Worten, was Ihnen fehlt.

* Auch Ihre Frau soll sagen, welche Erwartungen sie hat und worin Sie sich verändern sollten.

* Nennen Sie beide konkret, was Sie zur Verbesserung der Ehe beitragen wollen.

* Halten Sie sich fit – auch für den anderen.

* Bleiben Sie lebenslang zärtlich – oder werden Sie es wieder.

* Wenn Sie nicht weiterkommen, holen Sie sich externe Hilfe. Es lohnt sich!

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STEFAN ROTTER
STEFAN ROTTER
3 Jahre zuvor

Gute & hilfreiche Zusammenfassung eines oft schwierigen oder totgeschwiegenen Themas!

Marie
Marie
3 Jahre zuvor

Ein schöner Artikel. Es ist schön und freut mich neidlos, wenn es viele solche Ehen gibt.

Ich allerdings werde bald wieder frei sein. Wie der leibliche Vater war, so ist der Mann: Gewaltbereit, wenn er die Frau nicht kontrollieren kann, sie nicht nach seiner Vorstellung lebt. Erfolgreicher Machtmensch. Obwohl ich nach der traumatischen Kindheit christliche Therapie u Seelsorge suchte, hoffte, mit FreundInnen füreinander beten zu können, war das, was ich fand, das Gegenteil: Unterstützung des Patriarchats. Forderung nach Unterordnung der Frau, zB Beruf aufgeben. Dasselbe, was meine Mutter u Großmutter opfern mussten.

Ich gönne jeder Frau eine gute christliche Ehe. Ich seh aber keinen Mann, dem ich das zutraue in Europa. Ich seh meine Zukunft in Freiheit vor mir. Ich mag das „biblisch begründete“ Patriarchat nicht. In Nordamerika ist dafür Bewusstsein vorhanden … dort find ich Verstehen und Support und danke Gott dafür.

Emmerich Adam
Admin
3 Jahre zuvor
Reply to  Marie

Mögen auch Sie einen Mann finden, mit dem Sie eine glückliche Ehe führen können und der Sie aufrichtig liebt, ohne Sie beherrschen zu wollen. Gott sei Dank gibt es solche Männer, auch in Europa!

Marie
Marie
3 Jahre zuvor
Reply to  Emmerich Adam

Welch Überraschung. Hab oben geantwortet. Gottes Segen 🙂

Norbert
Norbert
3 Jahre zuvor
Reply to  Marie

Ich wünsche Ihnen Heilung! Und dass Sie wirklich frei werden!
Gewalt in einer Beziehung geht gar nicht, ist ein Verbrechen und sollte als solches auch benannt und geahndet werden, finde ich. Beziehung ist immer – und sollte auch so bleiben – gleichberechtigt und frei. Und wenn Sie ihren Beruf für die Beziehung nicht aufgeben wollen, muss Ihr Partner das akzeptieren und Sie beide müssen zusammen einen guten Weg finden. Partnerschaft heißt auch Kompromisse eingehen – für beide Seiten.

ich finde den Artikel sehr gut und danke Emmerich Adam sehr dafür, dass er diese weitergibt…!
Norbert (der gerade unweit der Stadt gleichen Namens weilt 😊)

Emmerich Adam
Admin
3 Jahre zuvor
Reply to  Norbert

Danke!

Marie
Marie
3 Jahre zuvor

Werter Herr Emmerich, herzlichen Dank … ich bin erfreut überrascht, dass Sie mir hier antworten 🙋🏾‍♀️

Ich weiß nicht, wie ich so jemanden finden kann. Männer suchen Stabilität. Aber meine Geschichte ist wild, abenteuerlich und ungewöhnlich … ein sensibler bekannter Wiener Regisseur findet mein Leben einen Stoff, den er verfilmen möchte 😉

Gott hat wohl einen abenteuerlichen Weg mit mir …. und Berufung.

Ich kann kaum glauben, dass ein Mann mitgeht … so wie ich Christen in Europa bisher kennenlernte. Sie suchen Stabilität mit einer Frau, nicht Abenteuer. Schade … jedoch möglicherweise Realität.

😊