Mannsein am Arbeitsplatz

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Mannsein am Arbeitsplatz

Folgenden Erfahrungsbericht bekamen wir von einem unserer Leser. Er zeigt, wie Mannsein praktisch aussehen kann – am Arbeitsplatz. Wenn auch Sie praktische Erfahrungen gemacht haben, die andere Männer ermutigen könnten, mailen Sie uns Ihren Text zu (redaktion@adam-online.de).

„Auch in unserer Niederlassung soll jetzt Personal abgebaut werden“, erzählte ich eines Abends unruhig meiner Frau. Ein Mitglied der Geschäftsführung hatte das nach Jahren der Gehaltskürzungen und Nullrunden in einer Betriebsversammlung verkündet. Die Geschäftsleitung, so führte der Manager aus, wolle jedoch niemanden entlassen – und schlug vor, dass jeder Kollege auf  zehn Prozent seines gesamten Jahresgehalts freiwillig verzichten solle, um einen Personalabbau zu verhindern.

Aufgrund tariflicher Vereinbarungen war dieser Schritt nur mit freiwilliger Zustimmung aller zu vollziehen. Die Geschäftsleitung räumte uns vier Wochen Bedenkzeit ein; dann sollten wir abstimmen, und alle müssten namentlich einverstanden sein.

Der unbequeme Gebetseindruck

Meine Frau und ich setzten uns in den nächsten Wochen immer wieder zusammen, um zu beten. Wir gaben unser Anliegen auch im Hauskreis bekannt und informierten Freunde in unserer Gemeinde. Von Anfang an hatten wir im Gebet den Eindruck, dass ich gegen den Vorschlag der Geschäftsleitung stimmen sollte. Das war für mich nicht einfach, denn wir hatten insbesondere den Eindruck, dass ich offen und ehrlich meinen Standpunkt vertreten und für mein Mannsein einstehen solle; ohne Zorn, sachlich und freundlich, aber bestimmt. Ich betete, dass mich der Heilige Geist in den kommenden Diskussionen und Auseinandersetzungen führen möge. Zugegeben, ich fürchtete insgeheim die Konfrontationen mit Kollegen und Vorgesetzten.

Die nächsten Tage und Wochen gab es nur ein Thema in der Niederlassung. Wir waren alle hin- und hergerissen. Ich war der Erste, der sich offen gegen einen Gehaltsverzicht aussprach.

Ich hatte meine Gründe und machte aus meinem engen finanziellen Spielraum kein Geheimnis; zudem wussten die Kollegen, dass ich die meisten Kinder hatte. Sie kannten meine familiäre Situation, pochten jedoch auf kollegiale Solidarität – und griffen mich an: ich solle doch zu meinem Mannsein stehen und mich doch der großen Mehrheit der Kollegen nicht verschließen.

Richtig gehört?

Der Druck von allen Seiten nahm zu. Ein kleiner Teil der Kollegen war auf meiner Seite, jedoch wurden wir von Woche zu Woche weniger. Mir kamen Bedenken über meine Haltung. Hatten wir im Gebet richtig gehört?

Der Tag der Entscheidung kam. Das Ergebnis war niederschmetternd: Ich war der Einzige, der klar und deutlich gegen einen Gehaltsverzicht gestimmt hatte. Ich war wie gelähmt. Wir hatten doch gebetet, und andere Kollegen wollten doch auch dagegen stimmen. Ich verstand nichts mehr.

Ein Wunder

Daheim beteten wir weiter und hatten wieder den Eindruck, dass meine Entscheidung richtig gewesen war. Gestärkt ging ich in die folgenden Unterredungen mit Kollegen und Vorgesetzten. Da der Vorschlag gescheitert war (er hätte ja nur einstimmig angenommen werden können), setzte sich nun vermehrt der Betriebsrat vor Ort ein. Er bemühte sich um einen anderen Weg und versuchte, die Wogen zu glätten. Schließlich signalisierte er mir und den Kollegen, dass man einen Weg gefunden habe. Die Situation entspannte sich, und die Geschäftsleitung versicherte auf einmal, dass niemand entlassen werden sollte. Wir würden sogar mehr Aufgaben erhalten.

Viele Kollegen waren mit dieser Lösung einverstanden. Vereinzelt kamen sogar Kollegen auf mich zu und bedankten sich bei mir. Einige sprachen offen aus, dass sie sich geschämt hatten, in der Abstimmung nicht zu mir gestanden zu haben.

Für mich persönlich war die ganze Angelegenheit ein Kampf mit Zittern und Zagen gewesen –  eine Auseinandersetzung, die ich so nicht hatte führen wollen. Im Nachhinein erkannte ich die Führung Gottes, v. a. dadurch, dass die meisten Diskussionen fair und sachlich verliefen und ich den Kollegen und Vorgesetzten auch danach noch in die Augen schauen konnte.

Wenn auch Sie praktische Erfahrungen gemacht haben, die andere Männer ermutigen könnten, mailen Sie uns Ihren Text zu (redaktion@adam-online.de).

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