Männlichkeit gefragt: mit Jesus auf den Tisch hauen

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Männlichkeit gefragt: mit Jesus auf den Tisch hauen

Jesus als netter Hippie, der den Menschen Frieden predigt? Als freundlicher Wanderprediger von nebenan, der sich lieber verprügeln lässt als einer Fliege etwas zuleide zu tun? Dieses Bild ist weit verbreitet – und macht es schwer, Christusnachfolge und Männlichkeit irgendwie zu vereinbaren. Allerdings hält es einer Prüfung an der Bibel nicht stand.

Jesus ging in den Tempel und wies alle hinaus, die dort Handel trieben oder etwas kauften. Er warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und sagte zu ihnen: „Es heißt in der Schrift: ,Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein.’ Ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus!“ (Mt 21,12f., NGÜ)

Ja, Jesus ist der, der sich schlagen und sogar umbringen lässt. Aber er ist nicht feige oder weichlich. Er tut es nicht, um Streit aus dem Weg zu gehen, sondern er kämpft darin seinen Kampf. Mit seinem Tod besiegt er den Tod und den Teufel.

Es gehört zum Christsein, nach der Bergpredigt zu leben und die andere Wange hinzuhalten – aber eben um des Reiches Gottes willen. Nicht als Kapitulation, sondern gerade als „Kampfansage“ an diese Welt mit ihrer Gewalt und ihren Zwängen.

Jesus war nicht das Weichei von nebenan, sondern ein starker und geradliniger Mann. Dieser Mann, der in gerechtem Zorn die Tische der Wechsler umstieß, wusste genau, was er wollte und wo er den Mund aufmachen musste. Die Schriftgelehrten ließen ihn töten, weil sie ihn fürchteten. Ihm nachzufolgen bedeutet vielleicht eine Absage an heuchlerisches Macho-Gehabe, aber bestimmt eine Zusage an wahre Männlichkeit.

Wenn wir uns Jesus zum Vorbild nehmen, können wir Männer werden, die stark sind und klar zu Christus halten. Männer, die auch gegen Widerstand und Druck die Wahrheit vertreten und bereit sind, Gottes Willen in die Zeit hinein zu sprechen und dem Bösen zu widerstehen.

Das bedeutet auch, den Mut zu haben, an der Arbeit oder in der Gemeinde Missstände anzuprangern und sich nicht wegzuducken. Es bedeutet, für seinen Glauben und seine Überzeugungen einzustehen und auch anderen damit Orientierung zu bieten.

Lassen Sie uns Männer werden, die mit Jesus auf den Tisch hauen!

 

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Christoph
Christoph
6 Jahre zuvor

Wer Rückgrat hat, ist keine Fahne im Wind. In guter Verbindung mit Gott können wir unserer Berufung gerecht werden und mit seiner Kraft vorwärtsgehen, auch auf schwierigem Untergrund, um den Siegespreis zu erhalten.

Stefan
Stefan
6 Jahre zuvor

Auf den Tisch hauen kann helfen und sollte gleichzeitig nicht zum dauerhaften „Stilmittel“ werden, sondern sparsam eingesetzt werden. Zum Einen nutzt es sich sonst ab, udn macht denjenigen der auf den Tich haut auf Dauer ungluabwürdig. Zum Anderen ist es nicht in jeder Situation passend. Bespiel: Wird ein Gesprächspartner übergriffig, weil er das Gespräch an sich reißt udn alle „totquatscht, kann ein gezieltes Eingreifen (verbal, laut und eutlich) benachteiligte Gesprächsteilnehmer wieder „zurück ins Spiel“ bringen, die es ohne Hilfe nicht geschafft hätten. Dabei darf jedoch der Übergriffige nicht herabsetzt werden, sondern man sollte ihn klar und bestimmt auf den Umstand hinweisen, dass er jetzt seinen Anteil fürs Erste ausgeschöpft habe. Akzeptiert er es nicht, würde ich ihn auch ganz vom Gespräch ausschließen.

FreeatHeart
6 Jahre zuvor

Ich bin ein Mann, der für Freiheit anderer kämpft, mich für meine Frau, meine Kinder und andere Menschen einsetze und meinen Mann stehe.

Ich stimme dem Text von Tobias, insbesondere den Aussagen der letzten beiden Absätze weitestgehend zu.

Jedoch halte ich die Kernaussage, dass wir „zu Männer werden sollen, die mit Jesus auf den Tisch hauen“, für fragwürdig.

Jesus war ein Vorbild darin, zu lieben und zwar auf radikale Weise. er zeigte uns, wie wir sogar unserer Feinde höher achten können als uns selbst, ohne zu Duckmäusern zu werden, die alles hinnehmen und die Ungerechtigkeit in dieser Welt akzeptieren.
Als Vorbild im „auf den Tisch hauen“ und anprangern“ kann ich ihn eher nicht sehen.
Die Szene, in der Jesus die Händler aus dem Tempel wirft so zu übertragen, dass wir zu Männern werden sollen, die auf den Tisch hauen, halte ich nicht für zielführend.

ECHTE Liebe hat nichts mit Weicheitum und Duckmäuser-sein zu tun, sondern ist extrem radikal . deutlich radikaler, als meiner Wut einem anderen gegenüber Ausdruck zu verleihen, indem ich auf den Tisch haue.

Schreibt mir doch mal eine wahre Situation, in der ihr auf den Tisch gehauen (wörtlich und nicht im übertragenen Sinn!) oder etwas angeprangert habt und wo dies
1. in echter Liebe für andere und nicht in aggression gegen andere geschehen ist
2. zum Ziel geführt hat, ohne dass Menschen dabei auf der Strecke blieben

Tobias Kolb
Tobias Kolb
6 Jahre zuvor
Reply to  FreeatHeart

Lieber Freiherz,
Ich kann deinem Kommentar weitestgehend zustimmen. Mit „auf den Tisch hauen“ meine ich auch nicht cholerisches Rumbrüllen und lieblosen Umgang mit anderen Menschen. Allerdings ist die Tempelreinigung nicht die einzige Stelle in der Jesus eine Sprache gebraucht die mehr als eindeutig ist. Auch in der Pharisäerrede in Matthäus 23 gebraucht er Begrifflichkeiten, die wir wohl als Beleidigungen bezeichnen würden (weiß getünchte Gräber, Heuchler,…). Jesus ist das Lamm Gottes und der Friedefürst, aber er ist auch der, der „kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten“ und er reiht sich auch in die Reihe der Propheten ein und verkündigt Gerichtsworte (z.B. Lukas 10).
Situationen in der es wichtig ist Dinge anzuprangern gibt es meiner Ansicht nach nicht selten. Ich erinnere mich an eine Person, der ich sagen musste, dass ihre Art ihre Erlebnisse mit Gott zu erzählen und ihr Christsein mit anderen zu teilen, andere Menschen eher unter Druck setzt und verunsichert als ihnen hilft. Das war ein gutes, wenn auch schwieriges Gespräch und hat gefruchtet. Umgekehrt bin ich auch dankbar für jeden „Schlag eines Freundes“ den ich von meinen Brüdern und Schwestern zu hören bekam, wenn ich lieblos oder unfair war.
Allerdings kann man nicht in jeder Situation direkt die Früchte sehen. Wenn ich Kritik an der Lehre meiner Kirche und Gemeinde übe, hat das nicht immer sofortige Auswirkungen, ist aber trotzdem wichtig. Das Ansprechen von Misständen und das Sprechen von Gottes Willen ist ein konkreter Auftrag und nicht nur da gegeben wo er augenblicklich Früchte zeigt. Ansonsten hätte man sich sowohl die Pharisäerrede Jesu als auch das komplette Wirken von Jeremia sparen können.

FreeatHeart
6 Jahre zuvor
Reply to  Tobias Kolb

Meist liegt die Differenz ins der Belegung von Worten. Bei mir ist mittlerweile der Begriff „anprangern“ so belegt, dass dies nichts mit Liebe zu tun hat und nicht aus der Liebe kommt, wie z.B. die Zurechtweisung eines Freundes. Aber ein schriftlicher Austausch über derartige Themen ist mühsam und es liegt mir fern, daüber zu dieskutieren, wer Recht hat.

Meine Frage steht weiterhin im Raum:
Schreibt mir doch mal eine wahre Situation, in der ihr auf den Tisch gehauen (WÖRTLICH und NICHT im üÜBERTRAGENEN SINN!) oder etwas angeprangert habt und wo dies
1. in echter Liebe für andere und nicht in Aggression gegen andere geschehen ist
2. zum Ziel geführt hat, ohne dass Menschen dabei auf der Strecke blieben

Philemon
Philemon
6 Jahre zuvor
Reply to  FreeatHeart

Ist vielleicht ein wenig spät, aber ich geb trotzdem mal meinen Senf dazu.

In Sprüche 27, 17 heißt es doch „Eisen schärft Eisen.“ Genauso halte ich Zurechtweisung (finde ich schöner als anprangern) für notwendig.

Aber ich habe hier das Gefühl, dass die Dinge ein wenig durcheinandergeraten sind. Du sprichst von Aggression gegen Andere. Dabei geht es vielmehr um Zorn oder Wut. Aggression ist für mich etwas Unkontrolliertes und Schlechtes. Zorn ist in der Bibel aber mehr ein Schrei der Ungerechtigkeit, der endlich genüge getan werden will. Zumindest Gottes Zorn, denn Gott ist gut. Der Zorn der Menschen nicht unbedingt. Auf jeden Fall kommt es mir so vor, als habe Jesus hier aus Zorn gehandelt. Aus der Geschichte, in der Jesus ein Kind ist, wissen wir, der Tempel ist das Haus von Jesus Vater (Lukas 2, 49). Und im alten Testament war sogar Gottes Anwesenheit selbst im Tempel. Der Tempel war also nicht einfach irgendeine entweihte Kirche, sondern ein hochheiliger Ort. Und aus diesem Grund hat Jesus da so harsch reagiert, würde ich vermuten. Außer dem kann ich mich an keine Stelle erinnern, in der Jesus handgreiflich wurde. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

Aber es stimmt schon, dass wir standhaft und kämpferisch sein sollten. So hat Jesus sich verhalten. Und auch bei Paulus sieht man das sehr gut. Zum Beispiel dort, wo er gefangen gehalten und geschlagen wurde. Im Anschluss wurde ihm gesagt, er sei freigelassen, doch anstatt zu gehen, hat er darauf bestanden, dass die Verantwortlichen sich bei ihm entschuldigen, weil er als römischer Bürger zu Unrecht gefangen war. Er hat nicht kleinlaut beigegeben und ist einfach weggegangen. Solche Beispiele zeigen für mich echte Standhaftigkeit. Oder wie Jesus zu den Pharisäern immer offen Kritik gegen sie direkt geäußert hat. Die Pharisäer wurden oft wütend oder jagten Jesus, aber er ließ sich davon nicht beeindrucken. Das ist für mich auf den Tisch hauen.

Und das geschah aus Liebe, denn Jesus weiß wohl, wie er zu den Menschen reden muss, damit sie ihn hören. Scheinbar hätten die Pharisäer ihm sonst nicht zugehört. Daher ist in diesem Fall eine offene und harsche Zurechtweisung aus Liebe geschehen, denn zur Liebe gehört die Wahrheit. Er hätte sie ja auch einfach nicht kritisieren können. Aber er ist für alle Menschen gestorben. Daher hat er sie zurechtgewiesen, in der Hoffnung sie würden umkehren. Das liest man auch in der Offenbarung 16. Nach verschiedenen Plagen steht immer „aber auch jetzt kehrten die Menschen nicht um“. Das heißt für mich, dass Strafe/ Zurechtweisung für Gott auch immer in der Hoffnung geschieht, dass die Menschen einsichtig werden und umkehren.

Für mich habe ich das so herausgenommen, dass ich versuchen muss die Wahrheit auch dann auszusprechen, wenn sie unangenehm ist. Aber dennoch immer in Liebe für den Anderen. Denn Gott war ja immer bereit den Anderen zu vergeben. Das ist ein guter Test, um herauszufinden, ob man nun einfach aus Aggression handelt oder die Wahrheit sprechen will: Bin ich bereit dem Anderen zu vergeben, wenn er mich jetzt darum beten würde? Oder will ich ihn einfach nur klein machen, weil er Unrecht gehandelt hat?

Charlotte Sturm
6 Jahre zuvor

Amen zu was es bedeutet, auf den Tisch zu hauen!
Hier ist ein Link zu einer Veröffentlichung die diesem Bild von Jesus dem zweifinger hochhaltenden Hippie entgegenwirkt:
https://lassesfunken.com/2014/10/23/jesus-der-revolutionaer-3/

P.S. Ich halte 3 Finger hoch: Vater, Sohn und Heiliger Geist!