Um in unserer schnelllebigen Zeit bestehen zu können, finden sich immer mehr Männer unter erheblichem Druck: Eine Leistungssteigerung muss her! Nur so scheinen sie den beruflichen und privaten Ansprüchen gerecht werden zu können. So entsteht bei vielen der Wunsch, ihrem Körper immer mehr Leistung zu entlocken. Sie möchten ihrem eigenen, oft verzerrten Selbstbild gerecht werden; vor anderen wollen sie als Gewinner gelten oder als lässiger und erfolgreicher Typ erscheinen.
Die Männer, von denen hier die Rede ist, sind häufig als Workaholic, also für ihre scheinbar unermüdliche Leistungsfähigkeit, bekannt. Da fallen Sprüche wie: „Der Tag hat leider nur 24 Stunden!“ Die Bereitschaft dieser Männer wächst, zu Stoffen zu greifen, die als Aufputschmittel bezeichnet werden.
Welche Risiken gehen diese Männer ein, und welche Alternativen gibt es?
Markt der Aufputschmittel für Leistungssteigerung
Bei den Aufputschmitteln handelt es sich um Stimulanzien, also Stoffe, die auf den menschlichen Organismus anregend wirken. Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) erhöhen, beschleunigen oder verbessern diese Substanzen die Aktivität des Nervensystems.
Zum einen sind dies solch alltäglich konsumierte Stoffe wie Koffein im Kaffee oder Nikotin in der Zigarette. Zum anderen bestehen zur Anwendung einiger dieser Mittel medizinische Indikationen. So werden sie etwa in der Lungenheilkunde zur Behandlung von Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt. Das geläufige Amphetamin wird zur Therapie des ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom), von Narkolepsie (neurologische Erkrankung mit Störung des Schlaf-wach-Rhythmus) sowie therapieresistenten Depressionen eingesetzt.
Wieder andere Substanzen wie z. B. die Modedroge Ecstasy erfüllen eine primär aktivitätssteigernde Funktion. Ein weiterer Wirkstoff ist Ephedrin, der wegen seiner appetithemmenden Wirkung und der subjektiven Leistungssteigerung auch zum Doping eingesetzt wird. In vielen Ländern sind Medikamente, die diesen Stoff enthalten (beispielsweise als „Wachmacher“ für Autofahrer), bereits vom Markt genommen. Da Ephedrin ebenso wie Pseudoephedrin als Grundstoffe zur Produktion des verbotenen Betäubungsmittels N-Methylamphetamin (als Crystal oder Meth bekannt) dienen, wird die Abgabe in Deutschland durch Gesetze eingeschränkt.
Nebenwirkungen
Unter den Stimulanzien werden einige als Rauschmittel klassifiziert und haben psychisches und körperliches Abhängigkeitspotential. Überdosierungen können je nach Substanz hohen Blutdruck, Herzrasen, Schweißausbrüche sowie Übelkeit hervorrufen. An psychischen Symptomen werden Erregung, Aggressivität, Selbstüberschätzung sowie Schlaflosigkeit beobachtet. Bei Einnahme von Substanzen wie Kokain und Amphetaminderivaten besteht die Gefahr akuter Psychosen. Auch einige Präparate, die den Appetit zügeln, gehören zur Gruppe der Stimulanzien oder haben einen ähnlichen chemischen Aufbau.
Konsum-Motive
Die Einnahme von Aufputschmitteln zur Leistungssteigerung ist demzufolge gefährlich, und dennoch greifen viele zu dieser scheinbar gesellschaftlich akzeptierten Form des „Dopings im Alltag“. Betroffenen Männern empfehle ich: Gehen Sie in sich und überlegen Sie sich, was Sie Ihrem Körper mit der Einnahme antun. Überlegen Sie dabei auch, was Sie überhaupt zur Einnahme der Substanzen treibt: Ist es wirklich der tiefe Wunsch nach größerer Selbstverwirklichung – oder vielmehr die Erwartungen anderer an die eigene Leistung und die damit verbundene Wirkung nach Außen? Mit Sicherheit ist ein bewussterer Umgang mit dem eigenen Körper durch Sport und Entspannung nachhaltiger und kann auf viel gesündere Weise die eigene Leistungsfähigkeit steigern (s. Kasten).
Es gibt viele Möglichkeiten der körperlichen und geistigen Leistungssteigerung – ohne seine Gesundheit zu riskieren. Wer braucht da noch künstliche Aufputschmittel?