Kontrollieren Sie noch, oder leiten Sie schon?

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Kontrollieren Sie noch, oder leiten Sie schon?

Würden Sie Jesus eher die Rolle eines Generaldirektors im Reich Gottes zuweisen – oder ihn doch lieber als dienenden Leiter verstehen? Wieso empfinden wir es so schnell als absurd, Jesus mit einem Manager zu vergleichen, obwohl wir selbst oftmals den Hang dazu haben, die Dinge – auch außerhalb des Jobs – managen zu wollen?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Müssen wir in unserem Leben nicht vieles managen? Stimmt! Aber haben wir verstanden, was dienende Leiterschaft von Management unterscheidet?

Zu einer Persönlichkeit werden

Das Angebot des christlichen Glaubens beinhaltet neben der Vergebung unserer Schuld auch die Chance, uns zu einer Persönlichkeit im Sinne Jesu zu entwickeln. Eine solche Persönlichkeit ist das, was übrig bleibt, wenn man Ämter, Auszeichnungen und Titel von einer Person abzieht. Wer sich in diese Richtung entwickelt, wird dabei zu einem authentischen, unverwechselbaren und außergewöhnlichen Original.

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Wie aber hängt das mit Kontrolle und Leitung zusammen? Ein Blick in die Wirklichkeit unseres Berufsalltages macht es deutlich: Manager haben Untergebene, denen gegenüber sie weisungsbefugt sind. Sie werden dafür bezahlt, ihre Position einzusetzen, damit andere gute Arbeit leisten. Demgegenüber geht es bei dienenden Leitern um etwas völlig anderes: Sie sind weder auf eine zugewiesene Autorität, noch eine höhere Position oder bestimmte Weisungsbefugnisse angewiesen; vielmehr können sie sogar auf Macht im klassischen Sinne verzichten.

Dienende Leiter sind eigenverantwortliche Persönlichkeiten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, andere Persönlichkeiten positiv zu beeinflussen, sie zu unterstützen und zu fördern. Einer solchen Person werden andere Menschen aus freiem Willen folgen – ohne dass sich die Frage nach einer zugewiesenen Autorität stellt. Dies setzt Vertrauen in die jeweilige Person voraus, von der man sich leiten lässt. Aber es macht auch deutlich: Jeder, der leitet, hat ein hohes Maß an Verantwortung, die eigene Aufgabe nicht zu missbrauchen. Gerade weil wir Männer uns gerne mit Statussymbolen, Macht und Ämtern schmücken, sind wir hier leicht in der Gefahr, zu stolpern – auch dann, wenn wir andere im Sinne der Bibel anleiten wollen. 

Blockieren Sie noch, oder formen Sie schon?

Bei dienender Leiterschaft geht es vor allem um die anderen. Wenn Sie auf diese Weise anderen Männern helfen wollen, dann denken Sie mal über folgende Punkte nach:

– Wie werde ich zu einer Persönlichkeit, die andere Menschen weiterbringt und deren Potenziale freisetzt?

– Wie werde ich zum Former für diese Menschen – selbst wenn sie an mir vorbeiwachsen und am Ende „größer“ sind als ich selbst?

– Welche Fähigkeiten brauche ich, um für eine solche Aufgabe das richtige „Handwerkszeug“ zu haben?

Auch Sie sind Leiter!

Wenn Sie eine Familie haben oder in Beruf und Freizeit Verantwortung für andere Menschen tragen, dann haben Sie dort die Aufgabe, zu leiten. Dabei hat dienende Leiterschaft eher den Charakter eines Handwerks: Sie ist nicht angeboren, sondern erlernbar, muss aber oft von außen gefördert werden. Man braucht Übung, um dabei wachsen zu können. Dafür braucht man die Bereitschaft, das aktiv umzusetzen, worin man andere (an-)leiten möchte. Wir wollen Sie daher ermutigen, über Ihre eigenen Leiterschaftsqualitäten nachzudenken: 

– Geben Sie Menschen in Ihrem Umfeld den Raum, ihre Potenziale zu entfalten?

– Was fühlen Sie, wenn Sie bei anderen Menschen Begabungen entdecken, die Sie selber nicht haben? Fördern Sie diese oder fühlen Sie sich persönlich bedroht?

– Was tun Sie, um sich selbst als Leiter weiter zu entwickeln?

– Sehen Sie sich – vielleicht auch unbewusst – gerne als den großen Star, oder haben Sie es gelernt, anderen den Vortritt zu lassen und deren Erfolge mit zu feiern?

– Leben Sie das, was Sie anderen vorpredigen?

– Sind Sie in der Lage, ein Klima der Veränderungsbereitschaft zu schaffen – oder herrscht bei Ihnen eher kontrollierende „Eiszeit“?

Mit einem positiven Gottes- und Menschenbild werden Sie die Begabungen der Menschen, die Ihnen anvertraut sind, wahrnehmen und entfalten, und Sie werden zu einem wahren Persönlichkeitsformer und Talentförderer.

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