Maria, was willst du von mir, Frau?

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Maria, was willst du von mir, Frau?

In den Annalen der davidischen Könige (vgl. Königsbücher) werden sehr oft auch der Name und die Herkunft der Königsmutter Maria erwähnt. Im Matthäus-Evangelium wird Maria als selbstbewusste Mutter des Königskindes beschrieben. Das zeigt Marias besondere Stellung.

Jesu wirklichen Brüder und Schwestern

Es heißt, dass sich die Seinen auf den Weg machten um ihn zu er-/be-greifen. Sie verkennen ihn vollends und wollen ihn – wenn nötig, mit Gewalt – aus dem Verkehr ziehen. Die Schriftgelehrten in seiner Nähe halten ihn sogar für einen dämonischen Zauberer. Seine Familie steht draußen, außerhalb des Hauses, und ruft nach ihm. Seine Mutter und seine Brüder suchen ihn, und er spricht das denkwürdige Wort: „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? … Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3,33-35)

Für Markus scheint es spirituelle Bande zu geben, die sogar engste familiäre Bindungen übertreffen. Das kann sogar bedeuten, dass die draußen Stehenden Jesus weit näher sind als die Leute im Haus, in seiner unmittelbaren Umgebung. Dabei zeigt Jesus wahre Freiheit: Er lässt sich durch nichts und niemanden instrumentalisieren. Das einzige Kriterium seines Lebens ist und bleibt der Wille Gottes. Dadurch lebt er in einer Geisteshaltung, die uns Männern heute auch gut täte, v. a. dann, wenn es liebe Menschen allzu gut mit uns meinen oder wir uns in schädlichen Abhängigkeiten befinden.

Der pubertierende Jesus

„Sie wickelte ihn in Windeln“, heißt es von Maria in der lukanischen Kindheitsgeschichte (Lk 2,7). Daraus dürfen wir entnehmen, dass Maria eine fürsorgende Mutter ist. Sie steht mit Josef ganz in der jüdischen Tradition, denn sie wandern zum Pessachfest nach Jerusalem, obwohl diese jährliche Wallfahrt nur den Männern vorgeschrieben ist.

Lukas berichtet nun: Der zwölfjährige Jesus bleibt nach dem Fest allein in Jerusalem zurück, und seine verängstigten Eltern suchen ihn drei Tage lang. Sie finden ihn lehrend im Tempel. Auf den Vorwurf hin, warum er ihnen dies denn angetan habe, antwortet er ganz ruhig: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49) Jesus steht unter dem „Muss“ der Gottessohnschaft, die ihm über alles zu gehen scheint. Wieder sind es die Freiheit von irdischen Abhängigkeiten und die intensive Rückgebundenheit an den Vater im Himmel, die Jesus von den Fesseln familiärer Zudringlichkeit schützen.

Jesus wird erwachsen. Er muss sich von seiner Mutter lösen. Er muss eigene Wege gehen, wenn nötig, auch in der Rebellion gegen bestehende Konventionen.

Der barsche Jesus

Auch im Johannes-Evangelium, bei der Hochzeit zu Kana, wird deutlich, dass Jesus frei von den Einflüssen seiner Mutter handelt. Als der Wein ausgeht, sagt seine Mutter zu ihm. „Sie haben keinen Wein mehr.“ Und er antwortet barsch: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh 2,4)

Es zeugt von männlicher Reife, selbstbestimmt zu leben, und es ist auch oft mit einem gehörigen Maß an Einsamkeit verbunden. Aber die Qualität dieser Gesinnung ist unvergleichlich höher, als sich etwa in einer Solidargemeinschaft zu wähnen, die jegliche Verantwortungsbereitschaft vermissen lässt. Interessanterweise zeigt Maria keinerlei Groll, denn sie antwortet mit dem bekannten Satz an die Diener: „Was er euch sagt, das tut.“ (Joh 2,5) So wird sie zum lebendigen Wegweiser für Jesus, für sein Wort. In der Ikonographie der Ostkirche hat sie demnach die Bedeutung der „Hodegetria“ (Führerin zu Jesus) übernommen. Genauer gesagt bereitet Maria in Kana dadurch den Weg zur überströmenden Freude. Denn als der Wein ausgeht, verwandelt Jesus sechshundert Liter Wasser zu Wein. Die Freude, die er gibt, endet nicht mit der letzten Flasche Wein, sie ist von bleibender Qualität, die jeglichen weltlichen Sinnesgenuss weit übertrifft.

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