In dir steckt ein Sieger

Sieger
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In dir steckt ein Sieger

Eric Liddell kam gut weg. An sich war es nicht sein Lauf. Spezialisiert hatte er sich auf die 100-er Distanz. Aber bevor er überhaupt starten konnte, geriet er in einen Loyalitätskonflikt: Einerseits vertrat er sein Heimatland und stand am Ziel einer jahrelangen Vorbereitung. Andererseits war die Stimme seines Gewissens für ihn unüberhörbar: „Nicht an einem Sonntag laufen!“

Die Entscheidung fiel Eric außerordentlich schwer, doch am Ende verzichtete er als klarer Favorit auf seine Teilnahme und damit auf seinen fast sicheren Sieg. Kein Politiker, kein Sportfunktionär, ja, nicht einmal der britische Kronprinz konnten ihn umstimmen. Er akzeptierte die harte Konsequenz, nicht auf seiner Spezialstrecke laufen zu können.

Aber auch die 400-er Distanz, auf der er jetzt rannte, war zu kurz, um sich darüber Gedanken machen zu können. Er wusste nur eins und hatte das tief in seinem Inneren fest verankert: er wollte „um sein Leben laufen“ – gerade jetzt. „Und wenn sie dich aus dem Stadion tragen, lauf wie noch nie jemand vor dir gelaufen ist!“ Er nahm die anderen Läufer um sich herum nicht mehr wahr, sah nur noch die Ziellinie – und gewann. Eine unbeschreibliche Freude erfasste ihn, als er das alles langsam verstand.

Voraussetzungen für den Sieg

Was waren die Voraussetzungen für Eric Liddells Siege?

– Gott hat ihm den „Geist des Sieges“ gegeben. Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass wir dazu bestimmt sind, zu herrschen (1 Mose 1,28) – nicht, beherrscht zu werden.
– Eric hat persönlich erfahren, dass da jemand ist, der an ihn glaubt.
– Er hat gelernt, hart zu trainieren (und nicht aufzugeben).
– Seine Erfolge haben ihn motiviert; er wusste, dass er es konnte.
– Er blieb dran, arbeitete hart und ließ sich nie entmutigen, auch wenn der schnelle Erfolg ausblieb.
– Er hatte Unterstützer und Freunde und versuchte es nicht allein.

Steckt auch in Ihnen ein Sieger? Wenn ja, was machen Sie aus dieser Anlage? Haben Sie Ihr Talent vergraben, oder sind Sie stetig dabei, es zu vervielfältigen? Oder können Sie gar nicht glauben, dass Sie ein Sieger sind?

Die göttliche Berufung gestalterisch, gewinnbringend, segensreich und – siegreich – zu leben, ist jedem Mann gegeben. Aber nicht jeder von uns hat ein Umfeld erlebt, das diese Berufung genährt oder begünstigt hat. Vielleicht haben Sie von Menschen, die Ihr Leben mit geprägt haben, eher Sätze gehört wie: „Du schaffst das sowieso nicht!“ oder „Du bist höchstens zweite Wahl“, oder sogar das religiöse Missverständnis: „Als Christ muss man verlieren können!“

Bei meinen Vater-und-Sohn-Seminaren versuche ich dieses religiöse Missverständnis zu klären: Es stimmt, dass Jesus gesagt hat: „Wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die linke hin“ (Mt 5,39). Gemeint war damit aber nicht, dass Sie sich ducken, jede Demütigung akzeptieren, jedem Kampf aus dem Weg gehen oder verlieren sollen. Jesu Absicht war es vielmehr, uns über die Wahl der Waffen aufzuklären. Als Jesus bei seiner Gefangennahme zu Petrus sagte, er solle das Schwert zurück stecken, sah er den Himmel offen und ein Heer von Engeln, die bereit waren, sofort loszuschlagen, wenn er es ihnen nur befohlen hätte. Unsere „Waffe“ ist Gottes Beistand, wir verlassen uns darauf, dass er für uns kämpft.

Jesus war sich seiner Stärke sehr wohl bewusst, er wusste, wer er war (Sohn Gottes), woher er kam und was sein Auftrag war. Aus dieser Position konnte er die scheinbare Niederlage, seinen Tod am Kreuz, hinnehmen, weil er wusste, dass sie nur eine Etappe auf dem Weg zu seinem Sieg war – dem größten, den die Menschheit je gesehen hatte.

Der Löwe in Ihnen

„Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen.“ (Offb 5,5) Der Löwe, im Buch Offenbarung Jesus selbst, hat alle Macht, und dieser Löwe steckt in Ihnen, wenn Sie an Jesus glauben.

Auch wenn wir selbst von unseren Vätern vielleicht nicht in dieser Stärke erzogen wurden, wollen wir gerade dann unseren Kindern beibringen, Herausforderungen anzunehmen, den Löwen in sich wahrzunehmen, Kämpfe anzunehmen und zu siegen. Dabei begleiten wir sie, damit sie lernen, ihre Siege nicht auf Kosten anderer zu erringen, sondern besonders zu Gunsten anderer. Aber das geht nur, wenn wir sie nicht vor jeder Herausforderung schützen, bewahren oder ihnen sogar beibringen, zu verlieren. Eric Lidell erlebte genau das in wunderbarer Weise: Den Lauf, den er nicht laufen konnte, gewann ein anderer, und ihm wurde sein Lauf geschenkt.

Die linke Wange hinzuhalten, hat immer etwas von Freiwilligkeit, weil ich weiß, dass ich es nicht müsste und eigentlich gewinnen könnte. Wurde Ihnen beigebracht, zu kämpfen? Sie können es lernen! Denn ohne Kampf gibt es keinen Sieg.

Es geht hier nicht darum, Siege zu erringen, bei dem andere zu Verlierern werden. Es geht nicht um den Kampf gegen andere Menschen, sondern um den Kampf in Ihnen selbst. Immer wieder projizieren Männer diesen inneren Kampf nach außen. Sie wagen es nicht, gegen Missstände aufzustehen, weil sie den Kampf in sich selbst nie gewonnen haben. In verschiedenen Bereichen ihres Lebens haben sie kapituliert und sich mit ihrer Niederlage abgefunden. Damit ging ein Deckel über ihnen zu, ihr Leben wurde beschnitten.

Ziele ansteuern und verfolgen

Welche Bereiche gibt es in Ihrem Leben, in denen Jesus Ihnen einen Sieg schenken will, an die Sie sich aber nicht mehr herantrauen?

Eine Herausforderung anzunehmen, als Sieger ein Schlachtfeld zu verlassen, ist selten eine kurze und schmerzlose Angelegenheit. Das mag es in Ausnahmefällen geben, entspricht aber nicht dem normalen Leben. Mir selbst ist es viel vertrauter, lange zu kämpfen, mich bewähren zu müssen, hinzufallen und mich wieder aufzurappeln; ich kenne den dunklen Morgen, an dem die Wolken erst vertrieben werden müssen und das Ziel am Horizont kaum näher zu kommen scheint.

Da bin ich meinem Vater sehr dankbar, der mich immer ermutigt hat, zu glauben, dass ich meinem Ziel am Horizont näher komme, wenn ich mich in seine Richtung bewege – auch wenn ich es vielleicht lange nicht sehen kann. Schon als Kind habe ich öfter mal Sachen angepackt, ohne vorher genau die Kosten zu überschlagen. Als Zehnjähriger fuhr ich einmal mit dem Fahrrad los und erreichte auch mein Ziel, hatte aber nicht daran gedacht, dass ich auch wieder nach Hause muss! Da war zwar am Horizont der Hessenturm, auf den ich zusteuerte, aber der kam scheinbar lange nicht näher. Verzweiflung machte sich damals in mir breit – aber ich kam an, auch wenn es schon dunkel war.

20 Jahre später bin ich mit meinem Vater zum Mont Blanc aufgestiegen. Wir wollten schnell einmal hinauf klettern und am Abend wieder zurück sein. Doch direkt vor dem Gipfel kam ein Unwetter auf. In einem Schneesturm erreichten wir mit Mühe noch die Vallot-Biwakschachtel in 4362 Metern Höhe, wo ich die für mich schlimmste Nacht meines Lebens verbrachte. Wir waren darauf vollkommen unvorbereitet. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, immer ein wenig weiter zu denken als bis zum nächsten Ziel. Aber ich habe deshalb nicht aufgehört, Ziele anzusteuern.

Männer, wir müssen nicht immer nur in der sicheren Komfortzone verweilen und uns nach allen Seiten absichern. Sieger bringt diese Haltung eher selten hervor.

Wann ist Ihnen der Mut verloren gegangen, an Ihren Sieg zu glauben? Wann sind Sie müde geworden, den „guten Lauf“ zu laufen? Jesaja 40,29 soll Ihnen eine Ermutigung sein: „Er gibt dem Müden Kraft und dem Ohnmächtigen mehrt er die Stärke. Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer straucheln und stürzen. Aber die auf den Herrn hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.“

Ob Sie es schaffen können, zeigt sich nicht zuerst an Ihren Erfolgen, sondern bereits im Umgang mit Ihren Niederlagen, Ihrem „Straucheln“. Denn „ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf.“ (Spr 24,16)

1924 wurde Eric Liddell britischer Meister über 100 yards; die Zeit von 9,7 Sekunden wurde 35 Jahre lang nicht mehr unterboten. Mit dieser Leistung qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele. Er weigerte sich, zum Vorlauf des 100-Meter-Rennens anzutreten, da dieser an einem Sonntag stattfand. Bei seinem Sieg über 400 Meter in 47,6 Sekunden lief er dann sogar einen neuen Weltrekord.

Praxistipps

* Studieren und bewegen Sie die biblischen Aussagen über Ihre wahre Identität, bitten Sie Gott um Kraft.
* Suchen Sie sich ein Umfeld, das Sie ermutigt, immer wieder aufzustehen, und nehmen Sie neue Herausforderungen an. Sie werden an ihnen wachsen.
* Halten Sie nach Freunden Ausschau, die an Sie glauben, Sie unterstützen und Ihnen zur Seite stehen.
* Gehen Sie erfolgreich kleine Schritte, nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor.
* Feiern Sie Ihre Erfolge, fangen Sie an, wieder neu an sich selbst zu glauben, sich etwas zuzutrauen – Gott tut das auch. Mit seiner Hilfe können Sie siegen.
* Sie müssen es nicht alleine schaffen. In einem Team zu spielen, in dem Sie einander zu Siegen verhelfen, ist doppelt so schön und motivierend.

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