Von 0 auf 100 in Bruchteilen von Sekunden ist für mich kein Problem – auch ganz ohne Motorkraft, denn dazu brauche ich nur eine Personenwaage. Aber durch einen Hirninfarkt von 125 Pferdestärken auf 2 Arm-Bein-Stärken zu kommen, ist schon etwas anderes – etwas „schmerzhafter“ und gewöhnungsbedürftiger.
Einige Monate nach meinem 50. Geburtstag hatte ich eine Kawasaki GPZ in der Garage stehen. Voll Ehrfurcht vor dem Gewicht und der Stärke dieser Maschine versuchte ich mich an einigen Testfahrten. Inzwischen haben wir uns etwas aneinander gewöhnt und sind gern im Erzgebirge unterwegs. Gemeinsam haben wir uns auf den kommenden Sommer gefreut – mein Bike und ich.
Irgendwann wollten wir dann sogar noch meine liebe Frau mitnehmen, so wie früher, als ich noch „jung“ war. Ein gemeinsamer Urlaub mit meiner Frau bei Freunden in der Schweiz – und dann noch viele Sommer-Kilometer mit der neuen Leidenschaft, endlich mal einen Biker-Gottesdienst live mit eigener Maschine miterleben. Das Leben kann doch so schön sein, oder?!
Sonnabend: Die Reisetasche ist schon gepackt, alles auf den Start in den Urlaub vorbereitet. Plötzliche Schwindelgefühle, kein Gleichgewichtssinn mehr, Hirninfarkt! Was soll das, ich hatte doch ganz andere Pläne?
Mein Sohn bringt mich ins Krankenhaus. Aus der Urlaubsreisetasche wird die Tasche für eine ganz andere Reise. Von einer Urlaubsfahrt wird mir abgeraten. Viele Untersuchungen werden angesetzt. Draußen herrscht wunderbares Sonnenwetter und ich höre neben vielen Vogelstimmen auch die Motoren der vorüberfahrenden Biker. Welch ein Klang! Ich kämpfe unterdessen mit meinem Gleichgewicht, versuche wieder die Kontrolle über meine Beine zu bekommen und unternehme erste „Gehversuche“.
Im jetzigen Zustand hätte ich weder die Kraft noch den Mut, meine Maschine vom Hauptständer zu nehmen geschweige denn zu fahren. Trotz alledem will ich daran festhalten, dass mein Herr keine Fehler macht. Auch diese Zwangspause ist Bestandteil seines Planes für mein Leben. Der heutige vierte Sonntag nach dem Dreifaltigkeitsfest, an dem ich dies schreibe, steht unter dem Wort aus Galater 6,2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Ich durfte mich in dieser Zeit so wunderbar getragen wissen: Viele Freunde haben mich besucht, andere sind mir in Gedanken nah und tragen mich im Gebet. Haben wir nicht einen wunderbaren Gott?!
Warum schreibe ich euch das? Vielleicht ist da draußen irgendjemand, der gerade mit sich und/oder seinem Schöpfer hadert. Wenn das so ist, dann lass uns gemeinsam am Herrn festhalten. Ich mache dir Mut zum Glauben, vielleicht kann dir meine Geschichte eine kleine Hilfe sein.
Aus dem Rolli mit 2 ABS grüßt euch Thomas Mehlhorn.