Gelingendes Leben

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Gelingendes Leben

Seit nunmehr 25 Jahren arbeite ich mit alten und hochbetagten Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Je nach Weltanschauung stehen sie an der Schwelle zur Endlichkeit oder Ewigkeit, Menschen mit jahrzehntelanger Biografie.

Sie haben tagtäglich an ihrem Lebenshaus gebaut und sind nun dabei, es zu vollenden – oder aber unvollendet zurückzulassen. Diese Lebenshäuser sind oft einzigartig, voller Erfolgserlebnisse und Dankbarkeit. Sie können aber auch voller Misserfolge und Begebenheiten sein, die unbearbeitet zurückbleiben. 

Prägende Biografien 

Es gibt Biografien, in denen falsch abgebogen wurde. Oder sie sind voller Schuld und Sünde, die nie ausgesprochen und bekannt wurde. Vergebung hatte in ihnen bislang keinen Platz.

Es gibt die berühmten Leichen im Keller, die Familiengeheimnisse, die nie bekannt werden sollten. Sie liegen oft lange zurück, sind scheinbar vergessen, aber doch im Alter immer wieder präsent und quälend. Viele Verhaltensweisen und Persönlichkeitseigenschaften – oftmals als skurril und dem Alter zugesprochen abgetan – lassen sich mit biografischen Erlebnissen und traumatischen Erfahrungen erklären.

Kein perfektes Leben

Immer wieder muss ich dann an den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard denken, der sagte: „Das Leben wird noch vorwärts gelebt, aber nach rückwärts verstanden.“ Viele Menschen würden gerne noch einmal neu anfangen. Oder andere Akzente setzen. Oder ungeklärte Angelegenheiten in Ordnung bringen. Oder Beziehungen klären.

Und wir, die wir noch in der Mitte unseres Lebens stehen und eifrig unser Lebenshauses bauen: Was können wir konkret von diesen Menschen lernen?

Folgende Aspekte sind mir dabei für mein Leben wichtig geworden: Es gibt kein perfektes Leben! Brüche in der Biografie sind (leider) „normal“. Daher ist es sinnvoll, immer wieder innezuhalten. Man sollte sich Zeit dafür nehmen, kritisch die eigene Biografie zu beleuchten. Man sollte seine Entscheidungen und Beziehungen reflektieren. Was ist gelungen, was nicht? Man sollte den Mut haben, Schuld zu bekennen, um Vergebung zu bitten, aber auch Vergebung zuzusprechen.

Trauer und Wut zulassen

Man muss dazu bereit sein, Beziehungen zu klären, aber auch Abschied von unguten, belastenden Beziehungen zu nehmen. Hierbei ist erst einmal nicht die Ehe gemeint. Dafür lohnt es sich meistens, doch noch einmal in die Beziehung zu investieren!

Man sollte auch Trauer und Wut zulassen, Ungeklärtes an Gott abgeben, dessen Sohn auch dafür am Kreuz gestorben ist. Trauer und Wut kann auch angebracht sein, wenn Lebensziele nicht erreicht wurden. Es kann auch angemessen sein, Trauer und Wut zuzulassen, wenn Träume zerbrechen. Trauer und Wut darf man auch zulassen, wenn Krankheit Lebenswege durchkreuzt.

Gelingendes Leben 

Wodurch zeichnet sich gelingendes Leben aus?

  • Dadurch, dass man bereit ist, sein eigenes Leben vom Ende her zu denken, um im Hier und Jetzt die Weichen neu stellen zu können.
  • Dadurch, dass man seine Vergangenheit und Biografie kritisch betrachtet.
  • Dadurch, dass man um Vergebung bittet und Vergebung zugesprochen bekommt, aber auch dem Nächsten Vergebung zuzuspricht.
  • Indem man sich immer wieder neu mit Gott verbindet und seinen Segen annimmt.
  • Indem man sich überlegt, welches Erbe man hinterlassen will und wie sich andere an einen erinnern sollen.
  • Indem man sich gedanklich am Ende des Lebens sieht und die Perspektive zurück einnimmt und somit das Leben vom Ende her denkt.

Ich wünsche dir die Kraft und den Mut, mit Gott und vor Gott innezuhalten und dein bisheriges Leben zu reflektieren und sich dann neu auf ihn auszurichten.

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Helge Schmidt
1 Jahr zuvor

Es ist sehr hilfreich und sehr männlich, das Leben als zu erfüllende Aufgabe zu sehen und nicht nur als Momentaufnahme im „Hier und Jetzt“. Wir Männer bekommen durch unsere Aufgaben und Verantwortung viel Sinn in unser Leben. Die männlichen Kräfte und Tugenden kommen erst dadurch zur Entfaltung (Archetypen Ritter, König)