Der väterliche Freund

Freund
© Daniel Fazio / unsplash.com

Der väterliche Freund

Im Internet stoße ich mal auf eine angeregte Diskussion, was wohl ein väterlicher Freund sei. – Wie geht es Ihnen persönlich? Haben Sie hierfür eine Definition oder besser noch: Haben Sie gar väterliche Freunde? 

Was tun Männer, wenn sie in Schwierigkeiten sind oder in neue Phasen ihres Lebens eintreten? Was tun Sie als Mann, wenn Sie nicht mehr weiter wissen? 

Sie waren da, wenn ich sie brauchte

Mein eigenes Leben ist gekennzeichnet durch Schwierigkeiten und Phasen, die mich an meine Grenzen brachten und meinen Glauben herausforderten. Hier habe ich durch andere erlebt, was mein eigenes Leben stabilisiert und zugleich weitergebracht hat. In diesen Zeiten haben mir Männer mit ihrer Reife weitergeholfen. Dabei standen nicht deren Ratschläge im Mittelpunkt, sondern es waren die Einblicke in die eigenen Lebens- und auch Leidens- Erfahrungen, den persönlichen Umgang mit Gott sowie die heilende Kraft Jesu. Diese Männer waren da, wenn ich sie brauchte, ließen andere Dinge liegen, um mir geduldig meinen Nöten zuzuhören und begleiteten mich, wo ich um Lösungen rang.

Sie waren da in Einsamkeit

Diese väterlichen Freunde sind es, die neben mir stehen und standen in Zeiten der Einsamkeit. Sie waren es, die nicht sofort mit Ursachenforschung begannen, gut gemeinte Rat-Schläge erteilten, fromme Rezepte anboten oder sofort Lösungen hatten. Sie waren es, die mir erlaubten, einen Rat anzunehmen oder auch zu verwerfen, ohne es persönlich zu nehmen; so führten sie mich in eine Reife und Eigenverantwortung.

Sie ließen sich beobachten

Sie gestatteten es mir, eigene Fehler zu machen, diese zu erkennen und aus ihnen zu lernen. Wenn ich ihren Rat brauchte oder einfach nur jemanden, der sich meine Ideen und Gedanken anhörte, waren sie da. Sie waren mutig genug, mein Handeln immer wieder auch kritisch zu hinterfragen. Auf diese Weise gaben sie mir den notwendigen Widerstand, um daran zu reifen. Gleichzeitig haben sie sich in einer Weise vor mir geöffnet, dass ich hinschauen und sie beobachten konnte; ich durfte erleben, wie sie ihre eigenen Schwierigkeiten und Probleme angehen und diese lösen.

Lernen durch Vorbilder

Diese Männer, nicht immer älter als ich selbst, haben mich wichtige Prinzipien gelehrt: Um selbst in eine Reife hineinzukommen, braucht es männliche Vorbilder, die nicht nur mit der richtigen Bibelstelle kommen, sondern die sich Zeit für mich nehmen und die in mich investieren; die bereit sind, auf den schwierigen Wegstrecken des Lebens immer wieder geduldig zuzuhören und die durch ihr praktisches Leben zum Vorbild werden. Diese Männer, die mit großer Ehrlichkeit aus ihrem eigenen Leben berichten und sich dabei nicht zu schade sind, auch die eigenen Schattenseiten beim Namen zu nennen, haben mir ihren eigenen Weg authentisch nahe gebracht und so großen Einfluss auf meine eigene Entwicklung genommen.

Wachstum nach Rezeptbuch?

Inneres Wachstum nach einem Rezeptbuch hat zumindest bei mir nie funktioniert, durch Vorbilder geprägter Glauben ist hingegen bei mir zum entscheidenden Wachstumsfaktor geworden. Für mich habe ich ein Weiteres aus diesen eigenen Erfahrungen gelernt: Ich selbst bin auf dem Weg, einem Weg, auf welchem ich nicht frommer Theorie nachstrebe, sondern mehr von Christus in und durch meinen eigenen Alltag sehen möchte. Genau das habe ich durch diese geistlichen Väter erfahren. So habe ich gelernt, wie wichtig diese Brüder für mein eigenes Leben sind. Dabei ist es unerheblich, ob sie in der Nähe wohnen oder nicht.

Selbst zum väterlichen Freund werden

Wenn auch andere Männer auf diese Weise lernen, so muss ich mir selbst die Frage stellen: Wo befinde ich mich in Bezug auf diese Personen, die dort stehen, wo ich selbst vor nicht allzu langer Zeit gewesen bin? Habe ich mich aufgemacht, selbst zum väterlichen Freund für wenigstens einige dieser Männer zu werden? Dies ist es, was ich mir und anderen Männern wünsche: selbst immer wieder neu zu „Vätern“ für andere zu werden und diesen authentisch und lebensnah Vorbild und Begleiter zu sein, dabei selbst aber in anderen Bereichen des eigenen Lebens weiterhin ein Lernender zu bleiben und väterliche Freunde in Anspruch zu nehmen.

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Dieter Deppert
Dieter Deppert
2 Jahre zuvor

Danke Patrick, für deine Einblicke und deine Erfahrungen im Leben.

Daniel Schmied
Daniel Schmied
2 Jahre zuvor

Danke für diesen wertvollen Artikel – spricht aus meinem Herz! Ich bin dankbar für solch väterliche Freunde, auch dankbar, dass ich solch einer sein darf. „Männer, wir wollen in Echtheit füreinander da sein.“