Man merkt nich immer gleich, dass man verletzt ist. Sollte ich ein vermeintliches Steinchen ausräumen?
Ich gehe gerne wandern, sehr oft verbinde ich das mit meinem Weg zur Arbeit (knapp 5km), der mich zu zwei Dritteln durch die freie Natur führt. Das genieße ich besonders, kostet zwar Zeit, doch der innere Gewinn ist enorm.
Auf so einem Weg zur Arbeit bemerkte ich ein kleines Steinchen in meinem Schuh. Zuerst piekte er mich vorne an den Zehen. Mit der Zeit wanderte es weiter Richtung mittlerer Zehballen. Dort piekte er nicht mehr, sondern schmerzte am Anfang leicht, dann immer mehr. Der erste Gedanken war: Anhalten, Schuh ausziehen und ausräumen! Doch der zweite war stärker: Ach was, es ist doch nur noch ein Kilometer bis zum Ziel, dann ziehe ich die Schuhe sowieso aus! Gesagt – getan. So lief ich weiter, trat mit dem beeinträchtigten Fuß etwas vorsichtiger auf. Doch der Schmerz nahm trotzdem zu.
Verschwitzt oder verletzt?
Endlich kam ich an, ging hinein ins Haus und zog die Schuhe aus. Beim Ausziehen dachte ich kurz: Heute habe ich aber ganz schön geschwitzt! (Mein Socken war feucht.) Doch beim Auftreten erschrak ich, denn ich hinterließ einen roten Fleck auf dem Boden. Sofort untersuchte ich meinen Fuß: ein Loch in der Socke, und eine kleine, jedoch tiefere Schnittwunde am Fußballen. „Ja, wo kommt die denn her?“
Nach etwas Rätseln und der Schuhkontrolle war schnell klar: Das Steinchen war ein kleiner eckiger Glassplitter. Dieser hinterließ durch das viele Auftreten diese Wunde – ich hatte mich verletzt. Mir war jetzt auch bewusst, warum das Steinchen bzw. der Glassplitter nicht mehr weiterwanderte, denn er hatte sich verhakt. So wurde die zuerst kleine Wunde immer größer. Ich ärgerte mich darüber, dass ich mir nicht die Zeit genommen hatte anzuhalten, um den Schuh rechtzeitig auszuziehen und zu leeren. Denn das Steinchen mag zwar selbstständig in den Schuh gelangt sein, jedoch nur in den seltensten Fällen wandert dieser auch wieder alleine hinaus.
„Du kennst mein Auto nicht!“
Am selben Abend, als ich darüber nachdachte, kamen mir folgende Gedanken: Ist es im Leben nicht manchmal genauso? Unbedacht rutsche ich in etwas hinein, beachte es nicht, doch plötzlich ist der ganze Kerl beeinträchtigt, z. B. beim Rasen mit dem Auto. Es ist einfach herrlich, schneller zu sein als die anderen! Ich hatte mir das ja eigentlich abgewöhnt, doch beim Überholen letztens wurde der zu Überholende immer schneller. „Warte nur Freundchen, du kennst mein Auto nicht!“ Da bleibt es dann nicht bei der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. Und nicht nur dieser wird überholt, auch gleich der nächste. Manchmal wird es dann knapp, denn warum auch immer kommt gerade dann plötzlich Gegenverkehr. Und schon ist der Adrenalinpegel fast auf Höchststand. Wenn es dabei bleibt und nichts passiert – Glück gehabt. Doch wie so oft steht genau da, wie aus dem Nichts, eine mobile Radarfalle: gut getarnt, sodass sie erst auffällt, wenn sie blitzt. „Autsch, das wird teuer!“
Impuls zum Bösen
Oder ich schaue Nachrichten an – und dann unerwartet das Bild einer attraktiven Frau mit unbekleidetem Oberkörper. Bleiben da meine Gedanken hängen, gebe ich dem Gesehenen Raum und suche auf einmal nach mehr? Ich merkte, ein kleiner Impuls, ein kleines unerwartetes Ereignis reicht manchmal schon aus, damit ich etwas tue, das Gott verletzt. Die Konsequenz daraus ist oft, dass ER sich zurückzieht, und sofort ist der Teufel da, um für sich die Situation auszunutzen, mich zu „füttern“, damit ich ja nicht aufhöre mit meinem verkehrten Handeln.
Ausräumen und nicht mitschleppen
Auch hier gilt, sobald ich diese „Steinchen“ spüre: Ausräumen und nicht mitschleppen! Denn unter Umständen können diese am Anfang kleine, aber negative Spuren in mir hinterlassen, die immer größer und zu Verletzungen werden. Also, sich die kurze Zeit nehmen und solche Steinchen möglichst früh ausräumen, das geht am leichtesten gleich nachdem man sie wahrnimmt – und nicht warten, bis daraus was größeres wird. Es bedeutet natürlich, dass ich innehalte und es Gott sage. Nicht einfach so, sondern ernsthaft und ehrlich. Das gilt natürlich ebenso für größere Enttäuschungen und Verletzungen, die wir erlebt haben.
Eines weiß ich inzwischen: Gott freut sich über solche frühen Bereinigungen besonders.