Wenn Arbeit krank macht

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Wenn Arbeit krank macht

Die tagtägliche Arbeit ist nicht immer ein Traumjob. Im schlimmsten Falle kann sie sich als krank machende Arbeit entpuppen. Oft bringt sie uns „nur“ körperlich oder psychisch zum Schwitzen. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ (1 Mose 1,19). Trotzdem hat er uns dazu berufen, die Ressourcen der Erde in seinem Sinne zu nutzen, was sich durch Arbeit konkretisiert. „Macht Euch die Erde untertan“ (1 Mose 1,28), sagt Gott zu Adam.

Wo ist die Grenze zur Krankheit, zur nicht gottgewollten Arbeit?

Denn man kann krank werden durch zu viel Arbeit, durch körperlich anstrengende und überlastende Arbeit, aber auch durch psychische Überforderung oder durch ein schwieriges Arbeitsumfeld. Man kann sogar erkranken durch Nicht-Arbeit (=Arbeitslosigkeit) oder durch nicht erfüllende („sinnlose“) Arbeit.

Nicht-Arbeit macht krank

In unserer Gesellschaft hat Arbeit einen negativen Beigeschmack erhalten. Das eigentliche Leben scheint sich in der Freizeit abzuspielen, zugespitzt gesagt: Voller Lohnausgleich bei Null-Stunden-Woche! Interessanterweise ist es jedoch so, dass der Zustand der Nicht-Arbeit letztlich der für die Gesundheit körperlich und psychisch belastendste ist. Nicht nur Depressionen und Schlafstörungen nehmen zu, sondern auch Herz-Kreislauferkrankungen, Blutdruck, Zucker, das Krebsrisiko. Offensichtlich gehört Arbeit zu unserem Leben, wir sind für einen Rhythmus geschaffen. Gott hat uns „in seinem Bilde geschaffen“, damit wir wiederum etwas erschaffen. Es heißt aber auch: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ (2 Thess 3,10) Wir sollen uns das Leben im guten Sinn verdienen.

Arbeit kann krank machen

Immer mehr Erkrankungen treten durch psychische oder physische Überlastung auf:

a) Psychische Überlastung

Die Zahl der Überforderungssyndrome, Erschöpfungsdepressionen und Mobbingsituationen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Dies liegt zum einen an der geringeren Frustrationstoleranz des Einzelnen – mit vielschichtigen Gründen – und zum anderen an der signifikanten Tendenz zur Überforderung. Da werden Arbeitsplätze wegrationalisiert, immer weniger Arbeitnehmer müssen immer mehr schultern. Hinzu kommt der erhöhte Druck auf den Einzelnen durch zunehmende Konkurrenzsituationen: Man ist ersetzbar geworden, durch international verfügbare Arbeitskräfte oder Maschinen/Computer. Diese Lage bewirkt Unsicherheit und Angst, gleichzeitig stellt sich ein Sinnverlust der Arbeit ein. Dieser bewirkt eine ähnliche Konstellation wie die Nicht-Arbeit: „Ich bin nichts wert, werde nicht wertgeschätzt“.

Die Erkrankung lauert hier vor der Tür, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie ausbricht. Besonders, wenn gleichzeitig weder Freizeit noch Urlaub gewährt wird oder Nacht- und Schichtdienste dazugehören. Selbst Gott hat sich den Sabbat als Ruhetag genommen, um das Geschaffene zu betrachten und zu genießen. Wie viel mehr haben wir in unserem reizüberfluteten Alltag Ruhezeiten nötig!

Mit der zunehmenden psychischen Überlastung kommt es parallel zur Zunahme von physischen Erkrankungen:

b) Physische Überlastung

Arbeiten unter Stress macht krank, die gesamte psychosomatische Medizin erklärt beredt, auf welche und wie vielfältige Art und Weise. Dabei ist klar, dass eintönige Arbeit z. B. am Fließband zu einseitiger Belastung und entsprechenden körperlichen Beschwerden führt. Des Weiteren wissen wir, dass 80% der Wirbelsäulenbeschwerden (von Verspannungen bis zum Bandscheibenproblem) über den Stresshormonhaushalt zu einem erhöhten Muskeltonus und damit einhergehenden Schmerzen im Rückenbereich führen. Dies geschieht umso nachhaltiger, wenn gleichzeitig eine eintönige Tätigkeit ohne abwechslungsreiche Bewegungsabläufe wie z. B. bei Arbeit am PC besteht. Dass darüber hinaus auch das Herzinfarktrisiko und Blutdruck unter Arbeitsstress steigen, ist bestens bekannt (Managerkrankheit Herzinfarkt). Aber auch andere körperliche Etagen können reagieren: Kopfschmerzen („Ich halte es im Kopf nicht aus“), Magen-Darmprobleme bis zum Magengeschwür („Mir liegt ´was im Magen“), aber auch Schwindel und Ohrensausen (“Mir klingen die Ohren“) sind häufig.

Wo ist die Grenze?

Wann ist ein Arbeitsplatzwechsel aus gesundheitlichen Gründen angezeigt? Wo muss Arbeit durchgehalten werden, da sie ja nicht immer ideal ist? Die Antworten hängen sowohl vom augenblicklichen gesundheitlichen Zustand ab wie auch vom persönlichen Umfeld des Einzelnen.

Häufig ist es in der Praxis nötig, einen Patienten erst mal vom Arbeitsumfeld zu distanzieren, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. In der Folgezeit kann es einerseits zu einer Wiederherstellung der Kräfte und einer neuen Vision für den Arbeitsplatz kommen; man kann zu einer veränderten Herangehensweise an die Arbeit kommen, wie z. B. nur noch 100 statt 150 Prozent zu geben; man kann lernen, Dinge liegen zu lassen, zu delegieren, Nein zu sagen, Probleme zu artikulieren, statt zu schlucken. Andererseits ist es häufig auch nötig, aus gesundheitlichen Gründen zu einem Arbeitsplatzwechsel zu raten, insbesondere wenn die Situation irreparabel verfahren ist, sei es durch Mobbing oder permanente psychische oder physische Überforderung.

Gottes Eingreifen

Dabei lohnt es sich, den Blick noch zu weiten und mit Gottes Eingreifen in der einen oder anderen Weise zu rechnen. Ich habe in der Praxis echte Wunder erlebt, wo Patienten, die gesundheitlich am Ende waren und sofort kündigen wollten, begonnen haben, ihrem Arbeitgeber zu vergeben und für ihn zu beten. Als Folge hat sich im einen Fall der Arbeitgeber von jetzt auf gleich um 180 Grad verändert, im anderen Fall wurde die Patientin ohne ihr Zutun auf eine andere Arbeitsstelle im gleichen Unternehmen berufen – mit genialem Chef und Superklima.

Aber auch wenn wir Fehler machen und damit zu Jesus kommen, greift er oft erstaunlich ein: Ein Patient sollte vor Gericht verklagt werden, weil sein Unternehmen falsche Materialien verwendete – und es waren auch die falschen. Er hat seine Schuld Jesus gegeben und um dessen Hilfe gebeten – und erlebt, dass die Messungen in Ordnung waren! Ein anderer Patient sollte verurteilt werden, weil er durch das Handeln seines Chefs in finanzielle Unregelmäßigkeiten verwickelt war. Der Prozess zog sich über vier Jahre hin, und er war total verzweifelt, da ihm sein Anwalt keinerlei Hoffnung auf einen guten Ausgang machen konnte. Er war vollkommen hilflos und bereit, alles Jesus im Gebet zu übergeben. Als Resultat und zum Erstaunen seines Anwalts hat Jesus alles zum Guten gewendet.

Praktische Tipps

Arbeit hält gesund, Arbeit kann krank machen, nicht jede mühsame Arbeit ist automatisch schlecht. – Es gibt hier kein Patentrezept, und es ist nicht einfach, jedem gerecht zu werden. Aber es ist gut, einige Dinge zu bedenken:

– Paulus ermahnt uns, alles für und mit Jesus zu tun, auch die Arbeit. Daher dürfen wir gerade in den schwierigen Situationen mit ihm rechnen.
– Es lohnt sich, unsere „Frustrationskondition“ zu trainieren und nicht bei jeder Kleinigkeit aufzugeben. Dieses Leben und auch unsere Arbeit sind nicht perfekt!
– Es ist gut, bei hohem Arbeitstempo immer wieder einen Gang zurückzuschalten: Freiräume und Urlaubszeiten einbauen, zur Ruhe kommen, unsere Resilienzthemen pflegen. Das sind die Dinge, die uns Halt, Erfüllung und Entspannung geben.
– Regelmäßige Bewegungszeiten (= Sport) bauen Stress effektiv ab.
– Wichtig ist auch, sowohl körperliche Symptome wie chronische Kopf- oder Rückenschmerzen, Herz- oder Bauchbeschwerden, aber auch Überforderungsgefühle, Burn-out-Gefühle oder Schlafstörungen ernst zu nehmen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wenn wir Fehler machen, gilt das Gleiche, wie wenn andere an uns schuldig werden: Wer Vergebung in Anspruch nimmt und anderen vergibt, lebt länger. Wir können heute durch Studien belegen, dass das „Vater, vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ gesund hält – auch in der Arbeit.

Selbst Gott hat sich den Sabbat als Ruhetag genommen.

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