Lebenserwartung: Ein Vergleich zwischen Männern und Frauen

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Lebenserwartung: Ein Vergleich zwischen Männern und Frauen

Ist es hinnehmbar, dass die Lebenserwartung von Männern kürzer ist? Warum stirbt eine gesellschaftliche Gruppe (Männer) im Durchschnitt fünf Jahre früher als eine andere (Frauen)?

Männer sterben früher und sind kränker

Männer sterben im Durchschnitt also wesentlich früher als Frauen. Zurzeit sterben Männer mit etwa 78 Jahren, Frauen mit 83 (laut Statistischem Bundesamt). In den Altersgruppen von 15 bis 75 Jahren sterben sogar doppelt so viele Männer wie Frauen. Aber auch gesundheitlich sieht es bei den Männern schlechter aus:

Männer haben in allen Altersgruppen eine dreimal höhere Suizidrate als Frauen. Auch bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck haben sie die Nase vorn. Ihre Herzinfarktrate ist höher, sie sterben häufiger durch Verkehrsunfälle oder Drogenkonsum als Frauen. Die Liste ließe sich noch fortführen. Ihre soziale Lage spielt dabei eine wichtige Rolle.

Gründe für geringere Lebenserwartung

Frauen haben aufgrund ihrer Chromosomen ein leistungsfähigeres Immunsystem. Auch ist der Alkohol- und Tabakkonsum ist bei Männern um einiges höher als bei Frauen. Nicht selten führt dieser zu gesundheitlichen Problemen oder in den Tod. Daher treten bei Männern bereits mit 62 Jahren gehäuft gesundheitliche Probleme auf. Das liegt aber auch daran, dass Männer seltener einen Arzt aufsuchen bzw. zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Das ist besonders in Ländern mit HIV und Tuberkulose problematisch. Männer gehen nach einer Infektion deutlich seltener zum Arzt.

Mehr Männer sind im Transportsektor angestellt, wodurch sie dem Risiko eines Verkehrsunfalls wesentlich häufiger ausgesetzt sind.

Nicht zuletzt: Männer sind, entgegen eines weit verbreiteten Klischees, wesentlich öfter Gewalt ausgesetzt als Frauen.

Psychische Gründe für geringere Lebenserwartung

Rein biologisch lässt sich die kürzere durchschnittliche Lebenserwartung nicht erklären. Die Gründe müssen also im Leben der Betroffenen liegen. Daher die schnelle Antwort vieler: „Ihr Männer seid selbst schuld“.

Ja, Männer achten weniger auf einen gesunden Lebensstil. Dies liegt nicht nur an der Lust zum Risiko. Sie wollen die an sie gestellten Aufgaben nicht nur gut erledigen, sie wollen möglichst perfekt sein. Sie wollen und müssen sich beweisen, um z. B. im beruflichen Wettbewerb überhaupt mithalten zu können. Sie wollen sehr gut sein – in jedem Bereich.

Was Männer dabei manchmal zu wenig beachten, ist ihre körperliche und psychische Verletzlichkeit (Vulnerabilität), die mindestens so hoch ist als bei Frauen. Nur gestehen sich Männer diese nicht so leicht zu. Und nicht nur das: Verletzlichkeit wird ihnen auch vom sozialen Umfeld wie von der Gesellschaft insgesamt weniger zugestanden.

Zähne zusammenbeißen, statt Hilfe holen

Dies gilt insbesondere für psychische Verletzungen. Männer äußern ihre Nöte selten, beißen die Zähne zusammen. Ein Mann zeigt seine Schwächen nicht, so das gesellschaftliche Rollenverständnis. Dass sie Hilfe bekommen können, damit rechnen sie meist auch gar nicht. Und wenn wir uns die Hilfsangebote anschauen, die sich speziell an Männer wenden, dann gibt es sie wirklich deutlich seltener.

Die Kampagne zum „Tag der ungleichen Lebenserwartung“ macht auf diese Themen aufmerksam und weist darauf hin, dass unsere Gesellschaft mehr für die Männergesundheit tun muss.

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