Schreiben oder Nichtschreiben

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Schreiben oder Nichtschreiben

„Eva, schreib jetzt endlich deine Kolumne für Adam online!“ Offen gestanden hat Eva aber gerade gar keine Lust zum Schreiben. Mir wäre viel mehr nach Fotografieren. Denn im Moment zieht eine neue, tiefschwarze, mit viel Können ausgestattete Digitalkamera all meine Aufmerksamkeit auf sich. Schon gestern, gleich nach dem Auspacken und Schnellstudium der 173 Seiten dicken Gebrauchsanleitung, war jegliches andere Thema absolut sekundär. Und heute – mit voll aufgeladenem Akku, vier unbeschriebenen GB auf der Speicherkarte – soll ich mich erst mal brav hinter die Tastatur klemmen und etwas fürs andere Geschlecht schreiben? Also, werte Herren, über meine Recherche bezüglich Superzoom, Megapixel, Bildrauschen etc., darüber könnte ich jetzt ins Schwärmen geraten. Vielleicht würde das ja auch der eine oder andere hier lesen wollen. Männermagazin mit Fotofachrubrik wäre gar nicht so abwegig.

Dennoch will ich mich kurz meinem momentanen Lieblingsthema ab- und dem Schreiben zuwenden. Übers Schreiben wollte ich hier nämlich gern mal ein Wörtchen verlieren. Sozusagen Eva schreibt an Adam. Weil nämlich immerzu behauptet wird, Adam schreibe nicht gern an Eva. Und nicht nur nicht an Eva, sondern Adam – also Mann – schreibt angeblich überhaupt nicht gern. Zumindest Postkarten. Bei Liebesgedichten scheint das anders zu sein. Ich habe ein Buch voller Gedichte zum Thema Liebe. Zweiunddreißig an der Zahl. Und, was zu erwarten war, die Männer führen: 20 : 12. Und das Buch der Bücher, die Bibel: alles männliche Verfasser. Also schreiben tut der Mann wohl schon – und bisweilen offensichtlich auch gern. Nicht nur pragmatisch und fachlich, nein, sogar romantisch. Das schöne Schreiben scheinen also auch Männer ganz gut zu beherrschen. Dennoch kommt mir immer wieder mal die Behauptung unter, der Mann schriebe nicht gern Postkarten. Wenn’s nicht am Schreiben liegt, vielleicht liegt es ja an den Karten. Ich vermute, es liegt nicht mal daran, dass es keine schönen, dem Männerauge gefälligen Motive gäbe. Ich bin mir sicher, es kommt daher, dass die wirklich gute Postkarte nicht in jedem Ständer steckt. Also gewissermaßen nicht auf Abruf parat steht. Ich kenne einige Frauen mit so genanntem Kartentick. Solche bleiben regelmäßig an diesen Postkartenständern hängen, sammeln das ein oder andere Motiv in ihr Körbchen und murmeln dabei: „Man weiß ja nie, wofür man die mal brauchen könnte …!“ Mann dagegen betritt Buchhandlung oder Schreibwarengeschäft, fokussiert das gerade benötigte Lese- oder Schreibutensil, ergreift, bezahlt und verlässt den Laden; ungeachtet der vielen Karten, die seinen Weg links und rechts säumen. Und gerät dann in Panik, wenn plötzlich ein Geburtstag bevor steht und nichts Vernünftiges zum Grußdraufschreiben im Haus und auf die Schnelle zu finden ist. Darum, liebe Männer, mein Rat: Werdet vom Jäger zum Sammler! Legt euch einfach einen kleinen Stapel brauchbarer Grußkarten auf Halde (und versteckt sie gut vor besagten Kartentickfrauen). Und dann klappt das mit dem Schreiben fast wie von selbst. Weil Schreiben könnt ihr. So, wie Evas sich auch für Digitalkameras begeistern können.

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