Raus aus der Pornografie

Pornografie
Foto von Bailey Torres auf unsplash.com

Raus aus der Pornografie

Endlich Feierabend! Ab nach Hause, schnell einen Bissen und dann entspannen. Am besten vor dem PC, ein paar Klicks – und dann … Was? Es ist schon Mitternacht vorbei? Wo ist die Zeit geblieben? Warum habe ich mir diese Seiten angeschaut? Jetzt fühle ich mich schlecht, es tut mir leid. Nie wieder! Und doch weiß ich irgendwie, dass ich morgen wieder hier sitzen werde …

Kennen Sie das? Da sind Sie nicht allein. Etwa 50 % der Männer in christlichen Gemeinden gaben bei anonymen Umfragen zu, in den letzten sechs Monaten aktiv Pornos angesehen zu haben – sowohl Familienväter als auch Jugendliche. Leider bleibt es meistens nicht beim gelegentlichen Ansehen solcher Seiten, denn die Pornosucht ist vergleichbar mit der Sucht nach Heroin und hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial. Einmal gefangen, ist es für die meisten schwer bis unmöglich, ohne fremde Hilfe wieder aus dem Teufelskreis von Verlangen, schnellem Kick und dem anschließenden Gefühlstief herauszukommen. Auch die Angst wird zum ständigen Begleiter: die Angst, wieder Pornos zu schauen, die Angst davor, erwischt zu werden.

Verlogene Pornoindustrie

Die Folgen der oft verharmlosten Sexfilmchen sind verheerend. Pornografie kann Familien und Ehen auslöschen. Untreue zählt seit jeher zu den häufigsten Scheidungsgründen. Leider wird das meist zu spät erkannt. Viele fühlen sich mit dem Problem allein. Sie wissen nicht, wie viele Angebote und Hilfen es mittlerweile gibt, um gemeinsam gegen diese Sucht zu kämpfen.

Noch weniger bekannt sind aber gewisse Hintergründe zur Pornobranche. Die erschreckenden Umstände vieler Dreharbeiten werden bewusst verschwiegen. Warum? Weil die Pornoindustrie das rentabelste Internetgewerbe ist und es folglich niemandem daran liegt, dass gewisse Informationen ans Tageslicht kommen. Pornographie lebt von dem Schein des Harmlosen.

Aber die Realität sieht anders aus: Viele Aufnahmen erfolgen unter Einfluss von Drogen und Alkohol, um das Schreckliche zu überstehen. Viele Mädchen, die in die Pornoindustrie einsteigen, drehen nur ein einziges Video und gehen dann wieder. Denn diese Erfahrung ist so schmerzlich, entsetzlich, peinlich und demütigend für sie, dass sie es nie wieder tun. Schockierend ist auch folgendes Zitat einer ehemaligen Darstellerin:

„Pornofilme, die einem frisch-gefärbte Blondinen präsentieren, deren beschwörende Augen sagen ‚Ich will dich’, gehören wahrscheinlich zu den größten Täuschungen aller Zeiten. Glauben Sie mir, ich weiß es. Keine von uns macht Pornographie gerne. Tatsächlich hassen wir es. Wir hassen es, von Fremden angefasst zu werden, denen nichts an uns liegt. Wir hassen es, durch ihre stinkenden und schwitzenden Körper erniedrigt zu werden. Einige Frauen hassen es so sehr, dass man hören kann, wie sie sich in den Drehpausen auf der Toilette übergeben. Aber die Pornoindustrie will dich denken lassen, dass es uns Spaß macht, durch alle möglichen, abstoßenden Handlungen erniedrigt zu werden.“

Ursachen erkennen

Wenn ich meine Pornografiesucht in den Griff bekommen will, ist es wichtig, dass ich die Ursachen für diese Sucht erkenne: Bin ich vielleicht in der Kindheit sexuell missbraucht worden? Auch Jungen werden missbraucht! 

Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Was sind die tiefer liegenden Bedürfnisse hinter meiner Sucht nach Pornografie? Fühle ich mich einsam? Welche Möglichkeiten habe ich, diese Bedürfnisse auf gute Weise zu stillen? Sollte ich mehr unter Menschen gehen?

Es gibt Hoffnung, einen Weg heraus aus der Sucht. Ich kann das aus eigener Erfahrung bezeugen. Obwohl ich seit jeher in christlichen Gemeinden mitarbeite, hatte ich selbst lange Jahre mit Pornografie zu kämpfen. Abends predigte ich vor Jugendlichen, nachts schaute ich mir Pornos im Internet an. Unter diesem Zwiespalt litt ich sehr und spürte, dass mir dieser einsame Sex nur eine große Leere ins Herz brachte, und doch kam ich nicht davon los. Heute bin ich frei davon und danke Gott dafür. Doch ohne die Hilfe meiner Freunde und meiner damaligen Verlobten hätte ich das nicht geschafft.

Schritte in die Freiheit

Das ist auch schon der erste Schritt: Ich suche mir eine Vertrauensperson, der ich von meinem Problem erzählen kann. Auch eine Männergruppe, in der man offen zueinander ist, kann diese Rolle übernehmen. Denn wo Licht in eine Sache kommt, verliert das Geheime seine Macht. Ich muss mich nicht mehr verstecken.

Als zweiten Schritt höre ich auf, mit eigener Kraft zu kämpfen. Ich kapituliere vor Gott, gebe zu, dass ich es allein nicht schaffen kann. Ich übergebe alles, auch die aktuelle Versuchung und entsprechende Gedanken, an Gott und lasse ihn kämpfen. Ich bete nicht: „Nimm das Problem weg, Gott!“, sondern: „Verändere mich, Herr!“.

Pornografie ist immer egoistisch. Daher besteht der dritte Schritt darin, dass ich meine Ich-Zentriertheit ablege und danach trachte, was ich für andere tun kann. Habe ich selbst ein Liebesdefizit, lasse ich es von Gott stillen. Man kann Gott suchen – und finden!

Praktische Tipps

Manchmal bilden ganz banale Sachen den Nährboden für Pornografie: Bin ich müde? Dann sollte ich rechtzeitig schlafen gehen und ausreichend schlafen. Habe ich Hunger? Dann sollte ich essen! Bin ich im Stress? Regelmäßiger Sport und Hobbys können mir helfen, Entspannung zu finden. Es gibt mehr als Arbeit im Leben!

Um sich selbst zu schützen, sollten Computer, Fernseher etc. an einem zentralen oder für andere zugänglichen Ort stehen. Braucht man wirklich alle Fernsehkanäle? Überflüssige kann man deaktivieren. Auf dem PC kann eine Schutzsoftware hilfreich sein, die entsprechende Seiten blockiert.

Für einen Ehemann ist es gut, zeitgleich mit seiner Frau ins Bett zu gehen, ohne nachts stundenlang allein vor dem PC oder Fernseher zu sitzen. 

Online gibt es diverse Hilfsangebote, so z. B. auf dieser Webseite: www.safersurfing.org. Hier gibt es auch Tipps für Eltern.

Gott ist gnädig und vergibt uns, wenn wir um Vergebung bitten und umkehren. Wenn wir fallen, stehen wir wieder auf und gehen mit Gott weiter. Er begleitet uns auch in Zukunft durch alle Höhen und Tiefen. Es wird kein leichter Weg, aber das Ziel – Freiheit – kann erreicht werden.

Adam-online-Ausgaben zu dem Thema

Adam online Nr. 11 (Storno dem Porno)

Adam online Nr. 18 (Was suchen Männer im Netz?)

Adam online Nr. 41 (Mehr als eine Bettgeschichte)

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Nathanael Bohtz
Nathanael Bohtz
3 Jahre zuvor

Super Artikel! Geht der Ursache auf den Grund. Eine Ergänzung wäre der folgende Gedankengang:
Mann sucht Trost bei der Frau. Das ist ursächlich bedingt durch die Jungen-Mutter Beziehung. Die ist aber bei vielen etwas getrübt. Trotzdem sucht der Mann in erster Linie Trost bei der Frau. Sie kann aber dieses Loch nicht stopfen, weder die eigene noch die „Porno Frauen“. Porno ist das unerfüllbare Versprechen, mein Bedürfnis nach Trost zu stillen. Deshalb bietet uns die Bibel die Alternative: Siehe, ich tröste dich wie eine Mutter.