Folgende Szene spielte sich 2015 auf dem Männercamp von FreeatHeart Deutschland ab. Doch Ähnliches könnte jeden Tag an jedem Ort passieren, wo Männer zusammenkommen, um Gott zu suchen. Tiefe Freundschaften und geistliches Wachstum entstehen gerade da, wo sie es regelmäßig tun – in Männergruppen.
Ich sitze vor der knisternden Feuerstelle und ziehe an der Zigarre, die ich eben gegen Spende erworben habe. Ein Mann sitzt neben mir. Ich kenne ihn seit einer halben Stunde, wir teilen nichts – außer unserem Vornamen und unserem Wunsch, Christus nachzufolgen. Schon haben wir eine Grundlage, kommen ins Gespräch, erleben Gemeinschaft. Ja, wir Männer sind soziale Wesen. Manche von uns wissen es nur noch nicht.
Adam online hat Männer gefragt, warum sie sich in Männergruppen zusammentun.
Männergruppen geben ein Gefühl von Heimat
Männer sind gerne (auch) unter sich. Ein Leben als „einsamer Wolf“ haben viele inzwischen als zerstörerisch erkannt. „Der Irrglaube vom Mann, der keiner Unterstützung bedarf, macht unsere Spezies kaputt. Er isoliert uns von der Gemeinschaft, die uns trägt und uns glücklich macht.“ erläutert Christian Kuster, Leiter einer Männergruppe – und viele Männer geben ihm recht.
„Sich zeigen und angreifbar machen, Lebensgeschichten teilen, einander tragen und ertragen. Gemeinsam das entdecken, was Gott in uns Männer hineingelegt hat und wozu er mich beruft – die beste Empfehlung für alle Männer!“, sagt J. aus Bielefeld. Als „ein Gefühl von Heimat“ fasst Kai Horche das zusammen.
Es stimmt also: Auch Männer brauchen und wollen Gemeinschaft. Die könnten sie freilich auch woanders kriegen. Doch es sind gerade die besonderen Eigenschaften einer christlichen Männergruppe, die die Erfahrung so wertvoll machen: Es reizt Männer, sich gegenseitig herauszufordern und zu ermutigen – und das in einem Rahmen, den sie in einer säkularisierten Welt kaum finden. „Hier ist uns eine leistungs- und erwartungsfreie Nische geboten“ sagt Christian Kuster. Das ist für viele Männer sehr erfrischend.
Denn (auch) Männer stehen unter hohem Druck. Nicht wenig davon geht auf gesellschaftliche Erwartungen zurück. „Mir werden chamäleonähnliche Fähigkeiten abverlangt“, beklagt Wolfgang Steidle. „Empathie und Sturheit, Härte und Sanftmut, Zielorientierung und Spontanität.“
Wahrer Gott und wahrer Mann
Ja, ein Mann zu sein, ist mitunter verwirrend. Oft ist er gefangen zwischen Rollenerwartungen und seinen eigenen, tiefer liegenden Wünschen, sofern er überhaupt einen Zugang zu diesen hat. Sogar der christliche Glaube, wie er in Gemeinden oft vermittelt wird, bietet ihm da wenig Orientierung; dort hat ein Christ in der Regel sanftmütig zu sein, soll immer die andere Wange hinhalten. Zu oft erwarten Gemeinde und Gesellschaft gegensätzliche Extreme von Männern – nur auf ebenso platte, einseitige Weise.
Deshalb ist der andere große Reiz, den eine Männergruppe für sie hat, ein Mann, der beide Seiten in eine gesunde männliche Identität integriert; ein Mann, der hart und sanft sein kann: Jesus Christus.
An kaum einem Ort ist es so unkompliziert wie in einer christlichen Männergruppe, den Mensch gewordenen Gott als Mann zu erleben. „Die Präsenz von Jesus als Mann habe ich bisher in der Kirche eher vermisst. Durch die Männerrunde ist mir aufgegangen, dass das Mutige, das Entschlossene, das Für-etwas-einstehen wesentliche Bestandteile des Lebens sind“, sagt Sepp Stadter. Was er nennt, sind Charakterzüge, die zu einer ganzheitlichen männlichen Identität gehören – auch zu der von Jesus.
In Gemeinschaft fällt es Männern leichter, sich auf die eher männlich konnotierten Charaktereigenschaften auszurichten. „Wir treten gemeinsam gegen einengende Erfahrungen an und vertrauen darauf, dass Gott sich in unserem Wachstum selbst verwirklichen will,“ so Dr. Benno Littger. Jesus ähnlicher zu werden heißt in gewissem Sinne also auch, männlicher zu werden.
Denn Gott stellt sich unter Männlichkeit weder den einzelgängerischen Macho noch den konfliktscheuen Softie vor – sondern einen charakterstarken Mann, der sich seiner je einzigartigen Identität bewusst ist. Diese männliche Identität zu entdecken, das funktioniert sehr gut dort, wo Männer gemeinsam unterwegs sind. Nicht umsonst hat Jesus selbst eine „Männergruppe“ gegründet.
Das nächste Männercamp findet vom 30.05. bis 02.07. 2019 in Bad Kissingen statt.
Nähere Infos: http://www.freeatheart.de