Ist Versuchung immer lila?

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Ist Versuchung immer lila?

Wenn der Engländer sagt „My Home is my castle“, dann sagt der deutsche Mann: „In meiner Höhle bin ich König.“ Offen und ehrlich als Mann dazustehen fällt uns nicht leicht. Lieber ziehen wir uns zurück und brummeln in unserer Höhle etwas vor uns hin. Und wenn es um das heikle Thema Versuchung geht – dann erst recht.

Ist Versuchung immer lila?

Was hat es denn mit „Versuchung“ auf sich? Versuchung entstand bestimmt nicht erst, als kluge Schweizer Köpfe sich entschlossen, ihre wohlschmeckende Schokolade in lila Papier zu wickeln. Versuchung begann schon zu frühester Zeit, wie die Bibel berichtet, nämlich da, wo wir uns häufig hin sehnen – im Paradies. Zu diesen paradiesischen Zuständen, in denen Adam und Eva lebten, gesellte sich die Versuchung in Form einer Schlange. Und sie sprach zur Frau: “Versuch doch mal …“ Zwar handelte es sich um keine zarte Schokolade, aber das Angebot wurde zart und süßlich offeriert. Früchte vom Baum Gottes – von dem Gott extra gesagt hatte: „Ihr dürft von allem hier im Garten Eden essen. Aber nicht von diesem Baum, vom Baum der Erkenntnis!“ Die Schlange machte es so appetitlich, und es machte Eva so an, dass sie einfach reinbeißen musste. Durch dieses Tun aufgrund einer freien Willensentscheidung kam die Sünde in die Welt. Doch nicht nur die Frau erlag dieser Versuchung. Auch der Mann konnte nicht Nein sagen und biss hinein. Fertig war das „Produkt“ Schuld, dem das schlechte Gewissen folgte. Und so ist das bis heute.

Beispiele für Versuchung

  • Fred F. aus A. kommt jeden Abend durch die Fußgängerzone der Stadt. Sein kürzester Weg zum Frankfurter Bahnhof führt unweigerlich durch das Rotlichtviertel. Mit dem Zug fährt er dann nach Hause zu seiner Familie. Allzu oft jedoch nimmt er einen Zug später. Denn je näher er gewissen Läden in diesem Viertel kommt, umso mehr verspürt er den Drang, einzutreten und sich umzusehen. Schon im Büro denkt er an die Besuche der letzten Male, und er entdeckt, dass er immer mehr davon braucht. Es macht ihn gierig, ja süchtig nach neuen Bildern von attraktiven Frauenkörpern. Hatte er dann diesem Drang wieder nachgegeben, kamen die Schuldgefühle hoch: „Warum hast du das getan?“; „Was erzählst Du jetzt daheim?“; „Christ und Sex-Shop – das geht doch nicht!“; „Oh Jesus – schon wieder versagt!“
  • Max I. aus O. liest die Kontoauszüge seiner Investment-Bank. Monat für Monat häuft sich das gesparte Kapital. Und dieses innere Stimmchen flüstert ihm beim Lesen der Auszüge zu: „Max, das machst du gut! Ein rechter Christ geht verantwortungsvoll mit den anvertrauten Geldern um.“ Durch den monatlichen Geldfluss nimmt sein Ziel, die eigene Villa sowie einen stattlichen Audi zu besitzen, immer mehr Gestalt an. Max hat kein Problem mit zu viel Essen, Trinken oder Sex. Doch fällt ihm insgeheim auf, dass er die Predigtthemen, wo es um Soziales oder „den Zehnten geben“ geht, möglichst meidet. Auch wenn in der Bibellektüre diese Thematik kommt, so kann er problemlos darüber hinweg lesen. Die Versuchung mit dem Mammon Geld …
  • Michael B. aus M. ist seit Wochen Gemeindeleiter einer freien Gemeinde. Endlich hat er es geschafft! Was war das für ein Kampf. Was würde er ab jetzt alles anders machen. Zig Pläne schwirren in seinem Kopf herum, einiges davon hat er schon zu Papier gebracht. Mit dieser Position kann er jetzt Projekte verwirklichen, die andere niemals in Angriff genommen hätten. Michael hat nun die Macht. An die Versuchung des Machtmissbrauchs denkt er nicht. Warum auch – dient er nicht dem Reich Gottes?

Das sagt die Bibel

Gott ist gut zu uns. So gibt er uns in seinem Wort verschiedene Informationen und Hilfen bezüglich Versuchung. Lesen Sie mal die folgenden Bibeltexte und bitten Sie Gott, zu Ihnen zu reden:

Wo kommt die Versuchung her?
1 Mose 3,1–5; 1 Mose 22,1–12; Hiob 1,6–12; Daniel 12,10; Jakobus 1,13–15

Wer kann mich davor schützen?
1 Mose 4,7; 5 Mose 12,30; Lukas 4,1–13; Matthäus 4,1–11; Matthäus 5,27–30; Matthäus 6,13; Lukas 11,4; Galater 5,16

Hilft Gott in Versuchung?
1 Korinther 10,13; Hebräer 2,18; 2 Petrus 2,9; 1 Johannes 5,18; Offenbarung 3,10

Gibt es Auswege aus der Versuchung?

Manchmal verzweifeln wir an unseren Versuchungen und daran, diese nicht in den Griff zu bekommen. Vorschnell sagen wir: „Ich kann nicht anders!“ Dabei müssten wir ehrlichkeitshalber oft sagen: „Ich will jetzt nicht (kämpfen)!“ Unser Wille, der feste Entschluss, ist entscheidend.

Es gibt einen weiteren Denkfehler: Zu meinen, Gebet allein beseitige die Versuchung, ist einfach nicht haltbar. Gebet ist zwar einer der wichtigsten Punkte im Kampf gegen die Versuchung, aber genauso entscheidend ist mein freier Wille.

Wenn der Kontakt zu Gott stimmt – dann bin ich mir bewusst, dass er mein Leben so lenkt, dass ich Versuchungen zwar begegnen, ihnen aber mit seiner Kraft widerstehen kann. Ich muss es aber wollen! Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut, wie in Momenten der Versuchung der Pegel des Nachgebens steigt. Wie schwach man wird und wie man sich dann diese Schwachheit eingesteht und ihr nachgibt.

Es ist wie bei einem Alkoholkranken oder einem Raucher. Beide haben mit ihrer Sucht aufgehört. Nun gehen sie durch den Supermarkt und kommen an den „gefährlichen“ Stellen vorbei. Der Alkoholiker kann an den Regalen mit Wein durchgehen und a) eine Flasche Wein mitnehmen oder b) stark sein und den Gang mit den Flaschen meiden. Oder der Raucher: Entweder nimmt er eine Schachtel mit oder meidet die Stelle. Denn es ist immer dasselbe Spiel: Die Versuchung lauert und flüstert uns mit süßen Worten schöne Dinge ein. Wenn die Flasche leer und die Packung geraucht ist, meldet sich auch hier wieder das schlechte Gewissen.

Das Nachgeben bei sexuellen Versuchungen kann ungeahnte Folgen haben. Nicht nur, dass es mich als Christ unglücklich macht. Wenn ich in einer Partnerschaft lebe, kann meine sexuelle Beziehung dabei verkommen. Die Bilder, die ich zu sehen bekomme, verändern meine Gedankenwelt. Ich sehe meine Partnerin möglicherweise nur noch als Lustobjekt, die immer, wann ich will, zu funktionieren hat. Die gespeicherten Bilder meiner Phantasie verlangen nach Umsetzung. Dabei handelt es sich zuletzt nur noch um die Pflege meines Egos, dem der andere zu dienen hat. Von gegenseitiger Erfüllung bin ich dann weit entfernt.

Es gibt zwei Hauptgründe für Scheidungen in Deutschland: Erstens Geld – wenn es nicht mehr ausreicht und der Standard nicht gehalten werden kann. Zweitens Sex – wenn wir einander nichts mehr zu geben haben. Wenn ich meine Energie woanders reinpumpe (z. B. Arbeit, Geld, Machtstreben, Pornographie), dann bleibt keine Lust mehr für das Geschenk der Sexualität. Kein Wunder, wenn sich meine Partnerin eine Ersatzbefriedigung sucht. Will ich das? Will ich sie – und alles was mit ihr verbunden ist – aufgrund billiger Webseiten oder muffiger Sex-Shops verlieren?

Und wenn es doch passiert?

Vergebung ist ein Geschenk. Und wie geht man mit einem Geschenk um? Tritt man es mit Füßen oder freut man sich daran? Es geht mir um die „schon-wieder-Sünde“. Ein jeder kennt die Momente, wo das süße Flüstern beginnt. Der Drang wird stärker in mir. Ich weiß gar nicht mehr, wohin mit meinen Gedanken und Gefühlen. Es geht nur noch ums Nachgeben, den Kampf habe ich schon im Vorfeld aufgegeben. Genau in diesem Moment besteht noch die Chance, der Versuchung zu entkommen, abzuhauen. Wenn uns im Internet die Gefühle überkommen, die Gier nach uns greift und wir wissen, dass die Befriedigung nur einen Mausklick weit entfernt ist, dann gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Den PC sofort ausschalten,
  • aus dem Zimmer gehen,
  • sich an Gott wenden und beten,
  • spazieren gehen.

Doch oft war es bei mir schon zu spät. Dann kam der erste Klick, die ersten Bilder, meine Augen wurden glasig, und ich ließ den Dingen ihren Lauf. Erst später, als das schlechte Gewissen mich beschlich, wurde mir klar, dass ich dem Versucher wieder erlegen war.

Das „Vorher“ ist wichtig

Mit dem „Vorher“ meine ich die Zeit vor dem Internet-Besuch. Angenommen, Sie kommen abends von der Arbeit nach Hause, sind allein daheim. Kein PC läuft. Segnen Sie Ihre Wohnung, bitten Sie Gott, mit seinem guten Geist in Ihre Wohnung zu kommen. Bitten Sie ihn um Schutz. Beanspruchen Sie im Glauben den Sieg Jesu Christi.

Was kann ich Ihnen noch empfehlen?

Gehen Sie morgens mit der „Waffenrüstung Gottes“ (Eph 6,10-17) aus Ihrem Haus und in den Tag hinein.
Nutzen Sie tagsüber die „Flatrate“ zu Gott – das Gebet. Das geht überall, die Verbindung zu Gott steht immer.
Wenn Drang nach Pornographie oder anderen Versuchungen spürbar wird, wenden Sie sich sofort an Jesus.
Bilden Sie mit einem anderen Mann eine Zweierschaft, dann können Sie sich bei Bedarf gegenseitig anrufen und füreinander beten.

Bei allem bleibt mir ein Gedanke: „Rufe mich an in der Not, und so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“ Dieses Wort aus Psalm 50,15 ist ein Schlüssel zu einem Leben, das zwar nicht ohne Versuchung bleibt; doch wir begegnen der Versuchung anders, wenn wir diese „Flatrate zu Gott“ geschaltet haben – nämlich vorbereitet und gewappnet.

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