Hiphop Konzert als Gottesdienst gestalten

© Benjamin Bleile

Hiphop Konzert als Gottesdienst gestalten

Maxi (23) und Alex (22) sind zwei Brüder, die ihre Leidenschaft für Hiphop mit ihrer Begeisterung für Gott verbinden. Sie touren durch ganz Deutschland und wollen dabei Gott in den Mittelpunkt stellen. Nebenher studieren sie Zahnmedizin und BWL.

Adam online: Wie lange macht ihr schon insgesamt Musik zusammen?

Alex: Wir haben beide von klein auf Musikinstrumente gelernt – und seit wir sechs Jahre alt sind, Songs geschrieben. Unser Vater war in unserer Kirchengemeinde Lobpreisleiter. Dadurch hatten wir ziemlich früh einen Zugang zu Glaube und Musik und der Verbindung davon. Die Songs, die wir geschrieben haben, gingen auch von Anfang an um den Glauben. Das war im Prinzip ein lebenslanger Prozess. Schon als Kinder haben wir immer Gedichte geschrieben, und das war dann eine Art Fusion aus Musik und Gedichten, was zu Rap und Hiphop wurde.

Musik ist eine Art und Weise, wie wir ausdrücken, was in unserem Leben gerade passiert und auch eine Möglichkeit, unseren Glauben zu kommunizieren. Deswegen sehen wir auch manche Songs als eine Art lyrische Predigt. Weil viele junge Menschen zum Teil nicht mehr in die Kirche kommen, ist Musik ein super Medium, wie wir als Christen das Evangelium den Menschen nahe bringen können.

Adam online: Wenn Nichtchristen eure Hiphop Musik hören, ergeben sich dadurch Gespräche?

Alex: Auf jeden Fall. Das erfahren wir in unserem persönlichen Umfeld, z. B. an der Uni, aber wir bekommen auch unzählige Nachrichten von Leuten, die genau davon erzählen. „Dadurch, dass eure Musik auf einem zeitgemäßen, qualitativen Niveau ist, schäme ich mich nicht, sie auch meinen Freunden zu zeigen.“ Sie lassen die Musik dann einfach mal laufen, und dadurch ergeben sich tolle Gespräche über den Glauben. Es haben sich auch schon einige dadurch bekehrt.

Adam online: Habt ihr eine bestimmte Routine, wie ihr eure Hiphop Konzerte durchführt? Betet ihr am Anfang oder Ende?

Alex: So ein Konzerttag ist immer extrem anspruchsvoll und vollgepackt. Man weiß, dass letztendlich alles von einem abhängt. Das ist ein enormer Druck und Stress, aber das Letzte, was wir direkt vor unserem Auftritt machen, ist Beten. Und das Erste, was wir tun, wenn wir von der Bühne runtergehen, ist Beten. In so Extremsituationen ist es immer gut zu schauen, was Gott eigentlich will, sich zu fragen: Wer bin ich eigentlich, und wer ist Gott, und nur weil man auf der Bühne steht, hat man nicht das Recht, ein besonderer Mensch zu sein oder sich etwas darauf einzubilden. Für uns sind unsere Konzerte eigentlich Lobpreisabende. Das ist auch eine Rückmeldung, die wir häufig bekommen, dass dort eine geistliche Atmosphäre herrscht. Ich denke, dass Gottesdienst keine Liturgie sein muss, sondern dass Gottesdienst immer dort anfängt, wo Menschen einen Dienst tun und dabei Gott im Blick haben. Das kann man auf der Arbeit, beim Putzen oder bei einem Hiphop-Konzert machen.

Adam online: Viele junge Menschen gehen nicht mehr in den Gottesdienst, und besonders Männer können damit oft nicht viel anfangen. Was motiviert euch, in den Gottesdienst zu gehen?

Alex: Ich denke, Gemeinde beutetet Gemeinschaft. Es heißt, Verantwortung zu übernehmen und die Gemeinschaft im Blick zu haben und nicht nur das eigene Interesse. Wir erleben Gemeinde als einen Ort, wo wir auftanken können, weil es dort andere Menschen gibt, die unseren Glauben teilen und wir auch spüren, dass darin eine ganz besondere Kraft liegt, auch für Männer. Aber ich habe das Gefühl, dass wir zum Teil den Wert von guten Männerbeziehungen etwas aus dem Blick verloren haben. Es liegt so eine Kraft darin, wenn man sich gegenseitig als Männer im Glauben unterstützt und wie David und Jonathan tiefe Freundschaften pflegt. Ich kenne sehr viele Männer, denen es schwer fällt, gute Männerbeziehungen zu pflegen. Für mich ist Gemeinde ein Ort, der einen Rahmen bietet, wo solche Freundschaften aufblühen können. Viele Männer haben aber auch Angst vor tiefen und intimen Beziehungen.

Adam online: Wie würdest du junge Männer gerne ermutigen?

Alex: Ich würde sie dazu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Ein Mann zu sein bedeutet für mich in erster Linie Verantwortung zu übernehmen – für sich und für andere. Das bedeutet für mich konkret, sich Gedanken zu machen: Wer bin ich? Wieso bin ich hier? Was kann ich und was soll ich tun? Aufgrund der Schnelllebigkeit kommen viele nicht dazu, sich diese Fragen zu stellen. Ich würde sie dazu ermutigen, ihr Leitungs- und Pionierpotenzial neu zu entdecken, was uns häufig in der Gesellschaft abgesprochen wird. Es ist aber meiner Meinung nach mit die größte Stärke eines Mannes, wenn er voran geht und die Initiative ergreift. Das bedeutet auch, seine Talente und Leidenschaften wirklich auszuschöpfen und einen Drang dazu zu haben, immer besser zu werden in dem, was man tut: immer liebender in den Beziehungen, die man führt und immer treuer in seiner Beziehung zu Gott. Männer sollten auch mehr und mehr den Mut aufbringen, über Themen zu sprechen, die in der Kirche viel zu selten besprochen wird: Themen wie Sexualität oder wie gehe ich mit Pornografie um. Das sind alles Themen, mit denen extrem viele Männer zu kämpfen haben, aber wo eigentlich kein Mann einen Ort hat, darüber zu sprechen. Und da ermutige ich, sich mindestens eine Person zu suchen, wo man ganz offen darüber reden kann, was wirklich in einem drin steckt, wonach man sich wirklich sehnt.

Adam online: Gab es bestimmte Männer, die Vorbilder für euch waren und in eurer Entwicklung als Männer eine besondere Rolle gespielt haben?

Alex: Absolut. Mir fällt da direkt unser Jugendpastor ein. Er war jemand, der wirklich seit dem ersten Tag unseres Lebens bis heute an uns geglaubt und in uns investiert hat. Ich konnte dadurch viel lernen, was für ein Schatz darin liegt, als Mann in andere Menschen zu investieren. Hätten wir nicht Vorbilder gehabt, die das Potenzial in uns gesehen und in uns investiert haben, dann wären wir niemals dort, wo wir heute sind. Jeder Mensch ist in gewisser Weise ein Influencer. Jeder Mensch nimmt – ob er will oder nicht – Einfluss auf sein Umfeld. Da möchte ich Männer dazu ermutigen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und bewusst auch einzusetzen.

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