Woher nehmen wir uns eigentlich heraus, Gott als Vater zu bezeichnen? Ist das nicht völlig unangemessen oder bestenfalls ein Relikt des Patriarchats?
Gott als Vater – unser Papa Gott
Seit Jahrtausenden beten Christen das Vaterunser – sie beten zu Gott als ihrem Vater. Jesus selbst lehrte seine Jünger so zu beten, denn auch er redete Gott mit „Mein Vater“ an. Im Aramäischen – der Sprache Jesu – heißt das „Abba“, eine besonders vertrauliche Form der Anrede, zu übersetzen mit „Papa“ oder „Vati“.
War diese Anredeform in der Zeit Jesu, im Judentum, selbstverständlich? Ganz und gar nicht! Zwar finden sich bereits in den auch Jesus bekannten heiligen Schriften, z. B. in der prophetischen Literatur, vereinzelt Aussagen über Gott, den Vater; eine gängige Anredeform Gottes war das aber nicht. Die Anrede Gottes als „Abba“ findet sich sogar in der ganzen Gebetsliteratur des antiken Judentums nicht, bis hinein ins Mittelalter.
Dennoch schien sie für Jesus selbstverständlich zu sein. Diese gar nicht männliche, eher kindliche Anrede Gottes drückte sein inniges Verhältnis zu seinem Vater-Gott aus, das er tagtäglich lebte, bis zum letzten Atemzug. Dieses herzliche Verhältnis eines geliebten Sohnes zum liebenden Vater wünschte er sich für alle Menschen: Kinder Gottes sollten sie sein. So sind die ersten Worte im Vaterunser weit mehr als eine liturgische Gebetsformel, sie waren schon damals revolutionär, sie sprengten eine von Distanz (zu Gott) gekennzeichnete Religiosität, bei der das Gesetz und das Halten von Geboten im Vordergrund stand.
Söhne werden gezeugt
Eine Religiosität der Distanz – dafür sind wir Männer wohl besonders empfänglich: Gläubig sein und sich zugleich Gott vom Leibe halten, für Gott große Taten vollbringen, geistliche Höchstleistungen bringen, um endlich von ihm anerkannt zu werden. Aber innige Gemeinschaft mit ihm? Vermutlich schüttelt Jesus immer noch seinen Kopf, wenn er viele von uns Männern beobachtet, und er denkt sich: „Ihr habt immer noch nicht kapiert, worum es geht!“
Worum geht es denn? Im Galaterbrief erinnert uns Paulus daran: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.“ (Gal 4,6)
Zur Sohnschaft entschließt man sich nicht, man wird als Sohn gezeugt. Anders gesagt: Sie ist ein Geschenk an uns, keine Entscheidung von uns. Entscheiden können wir uns lediglich, ob wir diese Sohnschaft – und damit Gottes Vaterschaft – annehmen oder nicht. Wir können uns entscheiden, online mit Gott zu gehen oder offline zu bleiben.
Gottes verlorene Söhne
An Gott liegt es nicht, wenn wir offline sind. Denn er wartet, wie im Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lukas 15), auf den verlorenen Sohn. Wie viele Männer sind verlorene Söhne … und damit meine ich nicht nur die Männer, die mit dem Glauben nichts anfangen können.
Wir finden sie überall, die verlorenen Söhne, auch mitten in unseren Gemeinden. Irgendwie wissen sie schon, dass sie Söhne sind, aber wo ist der Vater? Leben sie ihre Sohnschaft, oder ist es eher so eine Art Status, den man zwar innehat, der aber nicht viel ins Leben ausstrahlt? In dem oben genannten Gleichnis gab es eigentlich zwei verlorene Söhne: der Sohn, der den Vater verlassen hatte – und der Sohn, der zwar zu Hause blieb, aber seine Privilegien als Sohn nicht auslebte, der den Vater nicht wirklich kannte. Auch er lebte, wenn auch anders als sein Bruder, wie ein verlorener Sohn, nicht besonders nah am Vaterherzen Gottes. Auf die Willkommensparty, die der Vater für seinen Bruder veranstaltet, reagiert er deswegen mit Neid.
Gott als liebender Vater
Welches Verhältnis zu Gott haben Sie, ganz persönlich? Unser Gottesbild ist sehr stark geprägt von unserem Verhältnis zum biologischen Vater. Wie ein dunkler Schatten verdunkeln oft unsere Erfahrungen mit dem eigenen Vater das Bild, das wir von Gott in uns tragen. So wie wir „den Alten“ kaum kannten – wenn er überhaupt da war – so kennen viele von uns auch Gott nur vom Hörensagen.
Machen Sie mal einen einfachen Test. Sagen Sie: „Ich bin ein geliebter Sohn Gottes!“ Wie leicht oder schwer fällt Ihnen das? Und nun gehen Sie einen Schritt weiter: Sagen Sie zu Gott: „Vati!“ oder „Papa!“ Wenn Ihnen das leicht fällt – Gratulation! Sie beten wie Jesus! Sollte Ihnen das nicht so leicht fallen, dann wird es Zeit, den Vater zu suchen, den himmlischen. Wir verlieren ihn so leicht aus den Augen, oft mitten in unseren religiösen Aktivitäten.
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber meinte einmal: „Alles wahre Leben ist Begegnung.“ Begegnung, Beziehung ist wesentlich (auch) für das Christentum. Der christliche Glaube ist mehr als eine „Buchreligion“, die auf der Bibel basiert. Er ist mehr als ein Führwahrhalten christlicher Aussagen, mehr als ein moralischer Lebensstil, mehr als die Summe religiöser Aktivitäten und das Besuchen christlicher Veranstaltungen. Das Christentum ist eine Beziehungsreligion, dies unterscheidet ihn von den anderen Weltreligionen. Für uns Männer geht es um nichts anderes als letztlich die Sohnschaft.
Sind Sie ein verlorener Sohn? Gehen Sie zurück zum Vater! Er wartet auf Sie.
Hallo Herr Adam
ein sehr schöner Artikel. Ich bin erst vor kurzem auf den Vater aufmerksam geworden
und es entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Sehen sie sich bitte das Buch
„Leben in der Liebe des vaters“ von Manfred Lanz an
Alles Gute und Gottes Segen
Bernd Dujka
Gott ist bereits seit 30 Jahren mein Vater im wahren Sinne des Wortes. Er hat mich versorgt, Er hat mich beschützt, Er hat mich geheilt und noch viel mehr für mich getan.
Darüber möchte ich ein Podcast aufnehmen, in dem jeder mitreden darf, wer Gott als Vater erlebt hat.