Glauben Männer anders als Frauen?

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Glauben Männer anders als Frauen?

Wird der Menschensohn noch Glauben auf der Erde finden, wenn er kommt? Wird er Männer finden, die glauben? Wahrscheinlich wird er nicht zu viele in den Kirchen antreffen, denn Männer können sich im Allgemeinen nicht mit der Kirche identifizieren.

„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Dieses Zitat vom französischen Bischof Jaques Gaillot (*1935) gilt natürlich auch für die Männer. Manche Männer sind in der Regel auf die Kirche nicht allzu gut zu sprechen, sie gibt ihnen nichts. In ihren weichen Riten finden sie sich nicht wirklich angesprochen und beheimatet. 

Auf der Suche nach Herausforderungen im Glauben

Männer brauchen archaische, wilde Areale, sie wollen schwitzen, bluten, kämpfen, siegen; sie wollen Opfer bringen und – wenn nötig – auch verlieren. Männer wie Juri Gagarin fliegen ins All, spazieren wie Luis Armstrong auf dem Mond, stürzen sich wie Felix Baumgartner von einem Heißluftballon aus der Stratosphäre. Männer wie Thomas Edinson erfinden die Glühbirne. 

Über´s Limit gehen – auch im Glauben?

Männer sind oft auch sehr kindische und tragische Helden, d. h. Krieger. Der Grad an Selbstüberschätzung und wahrem Heroismus ist sehr dünn. Viele Männer scheitern an ihrem Hochmut: Illegale Autorennfahrer jagen mit überhöhter Geschwindigkeit mit jungen Jahren in den Tod. Michael Jackson stirbt an der Schlafdroge Propofol. Er hat alles erreicht und noch viel mehr verloren. Männer werden ja nicht älter – nur attraktiver. Das Tragische ist nur, dass sie meistens früh an Erkältungen sterben. Das liegt auch daran, dass sie das schlechte Wetter verfluchen und dennoch auf warme Kleidung und Regenschirm verzichten, um dann an Schnupfen zu sterben.  

Männer wollen mehr. Sie hocken wochenlang unter Lebensgefahr in engen U-Booten, sie graben Schützengräben und verteidigen unter hohen Verlusten mit Waffengewalt ihr Land. Aber im Kreissaal kippen sie um, zu Hause geben sie klein bei und unter Freunden wollen sie immer noch die Besten sein. Männer lassen sich nicht gerne in die Karten schauen. 

Männer sterben um einige Jahre früher und erleiden mehr Herzinfarkte als Frauen. Zudem drangsalieren sie ihren Köper mit chronischer Überarbeitung, Kaffee, Nikotin und Alkohol. Sie begehen weit häufiger als Frauen Selbstmord. Sie sind oftmals „einsame Wölfe“ auf gefährlichem Terrain. Sie vernetzen sich nicht so klug und effizient wie Frauen. Sie weinen leise. Sie leiten riesige Firmen mit Pokerface und berechnendem Kalkül und lassen sich nebenbei von ihren Frauen und Kindern an der Nase herumführen. Männer suchen den Kick und stehlen sich dann heimlich aus ihren Familien davon. Wie viele Jugendliche haben mir schon anvertraut, dass sie ihren Vater nie mehr sehen wollen, weil er sie verlassen hätte, sich nicht um sie kümmere, sie nicht einmal mehr auf der Straße erkennen würde! 

Abenteuerlich glauben statt brav

Die Kirche ist den Männern zu angepasst, altmodisch und moralisierend. Die Liturgie ist zu monoton, die Predigt zu abstrakt, die Kirchenleitung oft zu kraftlos – Männer in Frauengewändern – und außerdem werden die Gottesdienstbesuche von Frauen dominiert. Etliche Männer fühlen sich nicht wirklich in der Kirche mit ihren Fähigkeiten gebraucht, gerufen, herausgefordert. Die Männer müssten dort vermutlich brav und nett, fromm und gehorsam sein, doch das liegt ihnen nicht. 

Sie stehen lieber schwitzend am Grill, organisieren riskante Abenteuer in den Bergen, hängen in atemberaubenden Höhen an den Kirchtürmen, wo sie Dachschindeln decken. Sie bauen riesige Holzschiffe für die Kinder in den Kindergärten, rufen oft unter widrigen Umständen ansprechende Kinderspielplätze ins Leben. Sie fahren in polternden Lastwägen unter großen Gefahren in ehemaligen Kriegsgebieten den Balkan bis nach Albanien hinunter, wo sie Kleider und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilen.

Kein „Softie-Jesus“ im Glaubensleben

Männer wollen riskieren, entscheiden, planen, kraftvoll zupacken, gestalten, verändern, ausführen. Sie wollen diese Welt und Kirche ein Stück weit zu einem freundlicheren, lebensbejahenden Ort verwandeln. Viele möchten ernst genommen werden. Sie wollen sich als erwachsene, fähige und mündige Männer auf dem gemeinsamen Weg im Reich Gottes erfahren. Starres, dogmatisches und hierarchisches Denken ist ihnen fremd, das stoßt sie ab. Ein weichgespültes, frömmelndes, lebloses, angepasstes Wohl-Fühl-Christentum mit einem langhaarigen Softie-Jesus im Zentrum lehnen sie genauso ab, wie die „Lieb-Jesulein-Piep-Piep-Piep-Familien-Gottesdienste“, die von eifrigen Müttern in bester Absicht vorbereitet und gestaltet werden. 

Wo sind die glaubenden Männer?

Ich frage mich oft, wenn ich Kirchen besuche: Sag mir, wo die Männer sind, wo sind sie geblieben? Wo gehen sie hin? Es ist bemerkenswert, dass wir mit den Männern in der Kirche auch oft die Jugendlichen verlieren. Auch sie finden hier keine wahre spirituelle Heimat. Das ist traurig, muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass der Herr keinen Glauben mehr vorfinden wird, wenn er kommt. Vielleicht ist er eben nur anders?

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