Ehe und Familie im Sinne Gottes

Ehe
© Roselyn Tirado / unsplash.com

Ehe und Familie im Sinne Gottes

Das Geheimnis um eine christliche Ehe und Familie hat uns von Anbeginn unserer Ehe interessiert. Es hatte und hat doch die meisten Auswirkungen auf unser Leben mit fünf nun großen Kindern, die auch so Ehe leben wollen wie sie es bei uns gesehen haben. So sind wir vor kurzem mit viel Erwartung zu einem Seminar gefahren, das die Frage nach der Relevanz von Epheser 5 in unserer Zeit beantworten wollte.

Heimgefahren sind wir enttäuscht, traurig, nachdenklich – richtiggehend desillusioniert und leer. Es fühlte sich so an, als wären wir eines Mysteriums, eines Geheimnisses beraubt. Wir stellten uns wieder neu der Frage, wie wir unsere Ehe leben möchten und wie wir Gottes Herz in dieser Sache verstehen können.

Gegenseitige Unterordnung in der Ehe

Ist es nicht ein Phänomen unserer Zeit, dass Ideologien stärker werden als die Realität? Obwohl der Bodensee so sauber ist wie noch nie und die Fischer zwecks Fangquoten empfehlen, wieder mehr Biomasse einzuleiten, brauchen wir verschärften Gewässerschutz. Obwohl jeder Staubsauger mehr Staub aufwirbelt als mein Auto, darf ich nicht mehr nach Stuttgart fahren. Wie viele fahren doch? Und wie machen wir es, als nahe an Stuttgart wohnendes Ehepaar mit Arbeitsplatz in Stuttgart?

Wie den Diesel so schafft man nun das Unterordnen ab. Wir können es nicht aus der Bibel entfernen, weil es zu oft drin steht. Ja, wir können es theologisch wegbekommen, indem wir sagen: Es ist für eine gewisse Zeit und nur für die Stadt Ephesus geschrieben, die einem immensen Frauenkult anheim gefallen war. Aber wo fangen wir an und wo hören wir auf mit dem „Streichkonzert“?

Auch wenn man uns die gegenseitige Unterordnung als nicht mehr zeitgemäß ausreden will – wir ordnen uns dennoch unter. Wir sind nicht perfekt darin, aber wir empfinden es als lohnenswertes Ziel in unserer Ehe. Ich neige dazu, mich außerfamiliär gut zu beschäftigen. Daher brauche ich jemanden, der mir sagt: Liebe deine Frau und „opfere dich für sie“. Heißt das etwa, dass ich deswegen mein außerfamiliäres Engagement komplett einstelle? Nein. Es geht um das Maß und das, was wirklich zählt.

Gegenseitige Korrektur in der Ehe 

Meine Frau hat unser großes Haus und die intensive Beziehungspflege mit unseren fünf Kindern im Fokus. Sie braucht jemanden, der ihr sagt: „Versinke nicht ganz in Haus und Familie.“ Verkaufen wir darum unser Haus und verbieten Beziehungen zu unseren Kindern? Nein. Es geht um das Maß und das Korrektiv da, wo Neigungen überhand nehmen würden. Darum muss wohl die Bibel dem Mann sagen: „Pass auf, dass du nicht am Wichtigsten vorbei läufst! Gib dir Mühe und liebe deine Frau! Lass nicht alles an ihr hängen, sonst macht sie schlapp und kündigt womöglich.“ Der Frau muss man wohl über Generationen sagen: „Entspann dich! Reiß nicht alles an dich und lass auch den Mann an die Kinder ran, sonst brichst du zusammen!“ 

Die eigene Identität finden 

Es ist schon mehr als auffällig, wie schnell und heftig gerade bei diesem Thema die Emotionen hochkochen und vehement geäußert werden. Vielleicht ist es Angst, die so heftig reagieren lässt: Angst vor Überforderung oder die Angst, nicht gesehen zu werden oder den Kürzeren zu ziehen.

Hinzu kommen ungeklärte Identitätsfragen wie: „Wer bin ich?“ Wenn ich mich diesen Ängsten und Fragen nicht stelle und keine Antworten finde, werde ich es in einer so intensiven Beziehung wie der Ehe immer wieder schwer haben. Bevor ich „ein Herz und eine Seele“ mit meiner Partnerin bzw. meinem Partner werden kann, muss ich doch zuerst eins sein mit mir selbst. Ich muss wissen, wer ich in Gottes Augen bin. Ich muss vertrauen, dass mein Mann / meine Frau sich auch dieser Tatsache unterstellt, dass die Bibel für ihn / sie mehr Bedeutung hat als alle Ängste.

Welchen Wert und welche Würde Gott mir gibt, hilft mir durchzuhalten, wenn er / sie wieder in die Vorwurfshaltung geht. Nur, wenn Mann und Frau ihre ureigene Identität gefunden haben und nur wenn beide aus tiefster Überzeugung sagen können „Ich bin gerne Mann“ und „Ich bin gerne Frau“, haben sie ein Fundament, auf das sie ihr Ehegeheimnis bauen können. Wir ermutigen daher jeden Mann dazu, sich mit seinem Mannsein zu beschäftigen – in gleicher Weise jede Frau.

In der Ehe den Schöpfer widerspiegeln 

Vor allem sollte es doch darum gehen: Wie hat sich Gott, der Schöpfer, Ehe gedacht? Was hat ihn dazu bewogen, zwei so unterschiedliche Wesen zu erschaffen – nach seinem Bild? Was hat er damit bezweckt? Was sagt das über ihn aus? Kann man das jemals völlig theoretisch ergründen? Nein, eher nicht! Der Glaube bleibt immer ein Mysterium. Mit unserem Verstand werden wir an Grenzen, an Unerklärliches – eben Unverständliches – stoßen. Gott hat uns auch nie aufgefordert, ihn zu verstehen, sondern ihm zu glauben!

Wir versuchen, unsere Ehe wie folgt zu leben: Ein Mann und eine Frau, zwei unterschiedliche Wesen, haben sich für einen gemeinsamen Weg Seite an Seite, als gleichwertige und in gleichem Maße unverzichtbare Gefährten entschieden. Jeder für sich hat eine lebendige Beziehung zu Jesus und versucht, ihm ähnlicher zu werden. Gemeinsam soll am Ausdruck unserer Liebe zueinander die große Liebesgeschichte Gottes zu seinen Geschöpfen sichtbar werden. Nach dieser großen Liebesgeschichte hungern wir alle. Die Ehe kann ein Abbild dessen sein, kann Kraft und Trost, Mut und Kühnheit geben für das Abenteuer Leben.

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Stefan Rotter
Stefan Rotter
3 Jahre zuvor

Vielen Dank für die ausgewogene Betrachtung, die mich ermutigt, auch nach nur 30 Ehejahren mit viel Ernüchterung aber auch konkreter Hoffnung , dass man im Alter noch lernen und nachholen kann.
Gegenseitiges Unterordnen ist ja nicht nur von Gott in der Ehe gesegnet sondern auch in der Gemeinde, mithin als eine Grundhaltung im Gegensatz zur inneren Rebellion. Nicht gerade im Trend des Zeitgeistes, weswegen man auf sich selbst aufpassen muss, welchen Einflüsterungen man sich im Alltag aussetzt.