Vor mehreren Jahren sind wir in ein Neubauviertel umgezogen. Kurz nach unserem Umzug saßen meine Frau und ich auf der Terrasse und unterhielten uns über die vielen jungen Familien, die jetzt in unserer Nachbarschaft wohnen. Dabei kamen wir plötzlich im Gespräch auf die Frage: „Wie viele Scheidungen werden wir wohl in den Jahren, die wir hier wohnen, erleben?“
Das ist natürlich ein sehr unromantischer Gedanke, wenn man an jung verheiratete Paare denkt. Aber rein statistisch gesehen werden sich ungefähr 4 von 10 Menschen, die als glückliche Paare in dieses Neubaugebiet gezogen sind, scheiden lassen. Das ist ein ziemlich tragischer Gedanke. Aber es wird noch tragischer, wenn man bedenkt, dass sehr viele junge Paare heute gar nicht mehr heiraten. Die Trennungsrate ist also noch viel höher.
Fast jeder, der verliebt ist, jeder, der eine Beziehung eingeht, wünscht sich, diese würde nie enden. Doch die Realität sieht anders aus. Nicht nur die Hälfte aller Ehen wird geschieden, sondern die absolute Mehrheit aller Beziehungen zerbricht.
Das hat natürlich eine ganze Reihe von Ursachen, und diese liegen nicht nur in der sichtbaren Welt. Ich glaube, dass es eine der zentralen Absichten des Teufels ist, Ehen zu zerstören. Dabei geht es ihm nicht nur um Ehen an sich. Sein tiefer liegender Wunsch ist es, die Herzen von Kindern zu zerstören. Wenn Kinder in der Familie kein festes Fundament erleben, werden sie in ihren Herzen kälter, verletzter und weniger fähig, selbst zu lieben.
Die Lösung für Eheprobleme
Die Bibel hat eine Antwort auf die Frage, wie eine perfekte Partnerschaft aussieht. Ein Zitat von Jesus bringt das so richtig auf den Punkt. In diesem Satz steckt das Geheimnis für das Gelingen oder Scheitern einer jeden Ehe: „Das ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“ (Joh 15,12) – Das klingt total unspektakulär, und doch ist es die Lösung für alle Eheprobleme. Liebt einander so, wie Jesus euch liebt.
Man hat den Eindruck, Liebe als Nomen, also als Hauptwort, ereignet sich. Man kann die große Liebe finden und wieder verlieren oder gar Liebe „machen“. Liebe findet sich auch in vielen Filmtiteln: „Vom Suchen und Finden der Liebe“, „Verbotene Liebe“, „Anna und die Liebe“ oder auch „Liebe ist nur ein Wort“. Aber Liebe ist nicht nur ein Wort. Es ist etwas, das man tut. Wenn Jesus von Liebe spricht, dann sagt er: „Liebt einander“. „Lieben“ ist ein Verb, ein Tunwort. Liebe ist nicht etwas, das du hast oder nicht hast. Es ist nicht etwas, das du spürst oder nicht spürst. Liebe ist etwas, das du tust.
Natürlich hat Liebe auch etwas mit Gefühlen zu tun, und darüber bin ich sehr dankbar. Eine Ehe, in der Gefühle nie vorkommen, wäre schrecklich. Aber jemanden wirklich zu lieben, heißt, sich zu entscheiden, Liebe zu tun, Liebe aktiv in die Tat umzusetzen. Doch wie kann man Liebe in die Tat umsetzen? Wir Männer können uns dafür verschiedene Vorbilder nehmen:
1. Ich liebe meine Frau so, wie mein Vater meine Mutter geliebt hat.
Als Erwachsene imitieren wir häufig unbewusst und auch ungewollt das, was wir in der eigenen Familie gelernt haben. Wenn der kleine Alexander sagte: „Ich will nie werden wie mein Vater“, heißt das noch lange nicht, dass der große Alexander sich nicht genau so verhält, wie sein Vater es getan hat. Besonders deutlich wird das in Bezug auf Süchte. Frauen, die mit einem alkoholabhängigen Vater aufwuchsen und darunter immer gelitten haben, suchen sich unbewusst einen Mann, der ebenfalls alkoholabhängig ist. Männer, die mit einer kontrollsüchtigen Mutter aufgewachsen sind, suchen sich unbewusst eine Frau aus, die ebenfalls kontrollsüchtig ist. So ist das leider in einer gefallenen Welt … Doch eine negative Tendenz, die man bei sich selbst entdeckt und beim Namen nennt, verliert schon einen Teil ihrer Kraft. Und eine typische Tendenz ist, seinen Partner genau so zu „lieben“, wie man es bei den eigenen Eltern gesehen hat.
2. Ich liebe meine Frau so, wie es bei uns in der Gesellschaft üblich ist.
Wenn man ein Vorbild für die eigene Ehe sucht, kann man sich auch an anderen Beziehungen orientieren. So wie die eigenen Kumpel mit ihren Frauen umgehen, geht man selbst mit seiner Frau um. Doch wenn Sie sich an der gesamten Gesellschaft orientieren, wird das gründlich schiefgehen. Egal, wie gut die Beziehung Ihrer Eltern, Freunde oder Mentoren ist: Menschen machen Fehler. Niemand ist perfekt, außer Gott. Und nur er beherrscht die Kunst, eine Frau zu lieben, wirklich.
3. Ich liebe meine Frau so wie Jesus.
Jesus war nie verheiratet, aber er liebt jede einzelne Frau und jeden einzelnen Mann mit der reinsten Form der Liebe. Und er sagt: „Nimm dir nicht deine Eltern als Beispiel und erst recht nicht die Gesellschaft. Liebe deine Frau so, wie ich euch geliebt habe.“ Das ist das Niveau, das wir anstreben sollen, das ist christliche Liebe.
Jesus liebt, indem er sich hingibt. Liebe ist Hingabe. Das bedeutet, dass man sich selbst zurücknimmt. Man lässt dem anderen den Vortritt, gibt dem anderen das größere Stück Kuchen, steht nachts auf, um sich um das weinende Kind zu kümmern. Das ist die Art von Liebe, mit der Jesus geliebt hat. Beim Streit gibt nicht der Klügere nach, sondern derjenige, der liebt. Zum Streiten gehören immer zwei.
Der Mann ist das Haupt der Frau, es ist seine Aufgabe, Liebe in der Familie vorzuleben. Leiterschaft im Reich Gottes bedeutet aber nie, über andere zu herrschen. Leiterschaft bedeutet, dem anderen zu dienen, indem man sich selbst kleiner macht, indem man der Erste ist, der aufspringt und sagt: „Natürlich diene ich dir, natürlich gebe ich nach, natürlich suche ich den Fehler erst bei mir.“ Wenn wir einen Konflikt haben, frage ich – wenn ich einen guten Tag als Leiter habe – als Erster: „Schatz, was kann ich verändern, hilf mir dabei, dieses Verhalten abzustellen, statt zu hoffen, dass du anders wirst.“ Warten Sie nicht darauf, dass sie anders wird, fangen Sie heute an, sich freiwillig herzuschenken. Das ist Liebe.
Liebe beginnt da, wo Sie dem anderen dienen, auch wenn er sich daneben benimmt, wenn er es nicht verdient. Das ist Liebe, so hat Jesus uns geliebt, als wir noch Feinde Gottes waren (Röm 5,10). Liebe heißt, zu schenken, auch wenn man Angst hat, dann selbst zu kurz zu kommen. So hat Jesus geliebt. Er hat sich hergeschenkt, obwohl er wusste, dass er stirbt. Das ist Liebe. Liebe ist Hingabe auf die Gefahr hin, dass man dann stirbt. Jesus hatte diese Hingabe. Er ist für uns Menschen gestorben, nicht weil wir so schön und liebenswert waren, sondern einfach aus Liebe. Später hat Gott Jesus von den Toten auferweckt, aber vorher ist er aus Liebe einen grausamen Tod am Kreuz gestorben.
Liebe einüben
Liebe ist ein Verb, etwas, das man tut. Wenn Sie Ihrer Frau zeigen möchten, dass Sie sie lieben, dann tun Sie es! Am einfachsten geht das, wenn Sie sich so verhalten, als wären Sie verliebt. Tun Sie einfach mal eine Woche oder einen Monat so, und Sie werden sehen, dass sich etwas verändert. Hier sind einige Vorschläge:
- Kochen Sie für sie. Fertiggerichte sind tabu. Benutzen Sie ein Kochbuch oder ein gutes Rezept aus dem Internet, am besten eines, das schon andere vor Ihnen ausprobiert und für gut befunden haben.
- Seien Sie ein Gentleman und behandeln Sie sie wie eine Dame. Öffnen Sie ihr die Tür und lassen Sie ihr den Vortritt. Im Restaurant dagegen geht der Herr zuerst, um der Dame den Weg zu bahnen, schließlich hat er den romantischen Tisch in der Ecke bestellt und weiß genau, wo dieser steht.
- Schreiben Sie ihr einen Liebesbrief – keine E-Mail, sondern einen Brief auf Papier. Benutzen Sie dafür einen Füller. Einen Kuli benutzt man nicht für Liebesbriefe.
- Machen Sie ihr Geschenke, nicht nur zu Weihnachten und zum Geburtstag – und vor allem nichts Nützliches für den Haushalt! Schenken Sie ihr etwas, das sie nicht bräuchte und das nur für sie ist. Sie hat schon 24 Armbänder? Wenn sie diese gerne trägt, dann schenken Sie ihr ein 25.!
- Machen Sie ihr aktiv Komplimente über ihr Aussehen. Damit meine ich nicht: Sagen Sie ihr, dass sie schön ist, auch wenn Sie das gar nicht ehrlich meinen. Schauen Sie sie lange genug an, dann werden Sie etwas finden, das Ihnen an ihr gefällt. Ihre Frau muss von Ihnen hören, dass Sie sie schön finden. Das ist für sie absolut wichtig.
- Schenken Sie ihr Blumen. An Blumen geht kein Weg vorbei – aber bitte keine von der Tankstelle und vor allem nicht mit den Worten: „Guck mal, das war ein Sonderangebot.“
- Schaffen Sie Gelegenheiten, wo sie sich schön anziehen kann und hetzen Sie sie dann nicht im Bad. Sie darf so lange brauchen, wie sie will. Schaffen Sie Gelegenheiten, wo auch Sie sich schön anziehen müssen. Geben Sie Geld aus für Zeit mit ihr. Sagen Sie nicht: „Wir können uns auch eine Pizza zu Hause warm machen.“ Wenn Sie die Kunst lernen wollen, eine Frau zu lieben, dann binden Sie sich eine Krawatte um und gehen Sie mit Ihrer Frau aus. Wenn Sie wenig Geld haben, dann machen Sie einen schönen Spaziergang zur Pizzeria um die Ecke und teilen sich einen großen Eisbecher als Nachtisch.
Eine Frau zu lieben, ist eine Kunst, eine bedeutsame, hohe Kunst, doch eine, in der Sie wachsen, ja vielleicht sogar ein Meister werden können. Tatsächlich ist das ganze christliche Leben eine Einübung in die Kunst der Liebe. Lernen können wir von Jesus.
Sind Sie bereit, dort lieben zu lernen, wo die Kunst am konkretesten wird: in Ihrer Ehe?
Vielen Dank für diese ermutigenden Tipps! Ich werde gleich einen davon ausprobieren.