Adam (hebr. „der Erdling“, gemeint ist der Mensch an sich) lebt ursprünglich unter paradiesischen Umständen, sorglos und gut behütet wie im Uterus. Um nichts muss er sich kümmern, er hat alles was er braucht: Eine Frau, einen schönen Garten und keinen Mangel in der Welt.
Doch dann lässt er sich die verbotene Frucht vom Baum in der Mitte dieses Gartens geben (Gen 3,6) und stürzt sich damit in die unangenehme Freiheit eines eigenverantwortlichen Lebens. Der Rückweg ins Paradies scheint verbaut.
So muss es wohl in allen großen Geschichten sein: Der Held fällt, zu verführerisch war der Griff nach der Frucht, und jetzt versteckt er sich, schiebt alles auf die Frau und ist komplett raus aus der Nummer …
Adam auf der Jagd nach dem Paradies
Die uralte Erzählung bringt eine Wahrheit männlicher Existenz schonungslos auf den Punkt: Der Mann ist, trotz Beseeltheit mit dem Atemhauch Gottes, zerbrechlich, (sich selbst) fremd, gewissermaßen anfällig. Er irrt durch diese Welt und macht vieles; nur wofür und wozu, das weiß er oft nicht so genau. Viele Männer wollen immer schneller sein, sie hetzen atemlos durchs Leben – dabei ist Umkehr der schnellste Weg nach vorne.
Diese Ziellosigkeit spiegelt sich im Leben vieler, die nach den Früchten des Erfolgs, jungem (weiblichem) Fleisch oder verheißungsvollen Geldscheinen greifen – und dann aus ihrer Mitte fallen, wenn sie sich vor der Verantwortung ihren Kindern und dieser Welt gegenüber drücken.
Seit dem Griff nach dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, seit sie sein wollten wie Gott, jagen Männer dem Paradies nach und finden nur kurzlebige (und teils zerstörerische) Echos: In der Trunkenheit des Weines, im Rausch eines abenteuerlichen Überholmanövers auf der Autobahn, in der Freude am Essen, an der Brust einer schönen Frau, am Ersteigen eines Berges, in dem lustvollen Gefühl, gewonnen und etwas erreicht zu haben …
Jesus allerdings, der neue oder zweite Adam, hat den Rückweg zu Gott gefunden, er kommt sogar direkt von ihm: Seine Heimat ist beim Vater und er lebt die Königsherrschaft Gottes, die mit ihm beginnt und zur Erfüllung gelangt – mitten unter uns.
Der Weg, die Wahrheit und das Leben
Diese Titel zeigen: Jesus ist die personifizierte „offensive“ und alles auf den Kopf stellende Liebe. Er lebt in absoluter Freiheit und stimmt in allem mit dem Willen seines Vaters überein. Sogar im Angesicht des grausamen Todes am Kreuz, den er sich ganz und gar nicht herbeisehnt, vor dem er sich fürchtet und ängstigt, betet er in grenzenlosem und menschlich kaum nachvollziehbarem Vertrauen: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ (Lk 22,42)
Jesus lässt sich nicht von Angst gefangen nehmen. Er nutzt seine Freiheit, um sich total dem Willen des Vaters zu übereignen. Darin besteht seine absolute Freude. Und siehe da, seine Freiheit wird fruchtbar, sein Reich sichtbar: Tote stehen auf, Lahme gehen, Stumme reden, Dämonen weichen (Mt 11). Eine neue Zeit ist angebrochen – doch sie erreicht nur jene Männer, die sich willentlich, emotional und kognitiv darauf einlassen, die sich auf den Weg machen, um täglich neu zu erfahren: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ (Lk 17,21-22)
Solche Männer sind angekommen: Bei sich selbst, im Familien- und Berufsleben, in der Politik, im Ehrenamt. Sie wissen, wofür sie leben und sie geizen nicht mit diesem Leben, sondern setzen es für andere ein. Sie verlassen ihre Komfortzone und steigen für andere und für eine neue, gerechte Welt in den Ring. Sie jagen keine Echos, sondern leben eine Aufgabe, die jedes narzisstische Ego übersteigt. Das macht sie liebenswert und sympathisch, geradezu humorvoll.
Tatsächlich: Der Nachfolger des zweiten Adam ist ein fröhlicher Mann. Er hat viel Grund zum Lachen, denn nichts kann ihn trennen von der Liebe seines Herrn. Mit Paulus weiß er ganz genau: „wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1 Kor 15,22) – Das ist Freiheit zum Leben!