Diagnose: Burnout!? Männer sind doch wie eine „eierlegende-Woll-Milch-Sau“! Oder zumindest wird das von einem Mann erwartet: Er soll Spitzenleistung im Beruf bringen und ein liebevoller und aufmerksamer Partner sein. Für seine Kinder soll er ein fürsorglicher Vater sein, der immer Zeit für sie hat. Dann sollte er sich noch möglichst viel in der Gemeinde engagieren und Zeit für seine Freunde haben. Außerdem sollte er regelmäßig Sport treiben und kreativ einem Hobby nachgehen. Und das alles am besten alles zur gleichen Zeit! Wie Mann das zeitlich schafft? Oft, indem er sich völlig verausgabt.
Die Rollenvielfalt hat zugenommen, die Erwartungen an Männer wachsen ständig an. Produktivität und Rendite werden zu immer bestimmenderen Faktoren, auch die gesellschaftlichen Veränderungen schreiten zunehmend schneller voran. Da kann es leicht passieren, dass man(n) an seine Grenzen stößt. Aber das Fatale daran ist: Das Rollenbild eines Mannes verbietet es ihm zu jammern und um Hilfe zu fragen. Ein Indianer weint ja bekanntlich nicht, oder? Ist ein Burnout also schon vorprogrammiert? Ich denke, nicht …
Vom Bergsee lernen
Was kann man also gegen einen Burnout machen? Mit der Vermeidung eines Burnouts ist es wie mit einem Bergsee. Ein Bergsee ist, um auf Dauer klar und frisch zu bleiben, auf zwei Bedingungen angewiesen:
1. Er muss einen Zufluss haben – denn ohne Zufluss verdunstet das Wasser, und der See trocknet langsam aus.
2. Er muss einen Abfluss haben – denn ohne Abfluss wird der See auf Dauer faulig und bitter, so wie das Tote Meer.
Wie kann man nun aber für einen gesunden Zu- und Abfluss im Leben sorgen?
Zufluss
Hilfestellungen bieten hier einige gute Beratungsbücher. So hat die säkulare Psychologie-Forschung herausgefunden, dass keine Faktoren so gut wie „vertrauensvolle Nah-Beziehungen“ jemanden vor einem Burnout schützen. Wenn Männer also in Freundschaften investieren oder ihre Ehe pflegen, dann beugen sie dadurch auch einem Burnout vor. Als Zuflüsse sind daneben auch die „Auftank-Aktivitäten“ wichtig: Regelmäßige Pausen, ab und zu ein Verwöhnabend, ein Hobby, bei dem man sich vergisst. Auch ein schöner langer Spaziergang in der Natur ist – wenn regelmäßig eingebaut – ebenso eine Möglichkeiten, einen Burnout zu vermeiden.
Abfluss
Auch hier hält die Literatur einige Tipps bereit. Allen voran steht die Balance von intensiven und ruhigen Zeiten. Beispielsweise kann man nach einer stressigen Phase einen kleinen Urlaub machen. Dahinter verbirgt sich ein einfacher psychologischer Grundsatz: Wer viel arbeitet, muss sich auch viel regenerieren – und beim Ruhen sollte man möglichst das Gegenteil der eigenen Arbeit tun.
Wer viel im Büro sitzt, kann durch körperliche Bewegung in der Freizeit einen Ausgleich schaffen – denn Sport eignet sich besonders gut zum Abreagieren. Wer sehr viel mit dem Kopf arbeitet, kann einem Hobby nachgehen, bei dem es praktisch zugeht.
Hilfreich können auch Wege zur Kompensation sein: Etwa durch ein gutes Gespräch mit einer nahe stehenden Person, bei der man sich die Probleme von der Seele reden kann. Ähnlich sieht es auch beim Tagebuchschreiben aus, bei dem man seine Gedanken ordnen und aus dem Kopf bekommen kann. Auf diese Weise wird es möglich, die „Verschmutzungen“ des Alltags aus unserem Bergsee abfließen zu lassen und so einen Burnout zu vermeiden.
Burnout und der Faktor Gott
Christen haben darüber hinaus aber noch zusätzlich einen Faktor, der ihnen im Kampf gegen den Burnout helfen kann: Gott – den allmächtigen Schöpfer des Universums, der auch gleichzeitig ein liebevoller und fürsorglicher Vater sein will. Die Frage ist jedoch: Welche Rolle lassen wir Männer Gott in unserem Leben spielen?
Gott ist die Quelle allen Lebens (Joh 4,14). Wer nicht austrocknen will, muss nahe und lange genug bei der Quelle sein. Fragen wie „Woraus beziehen wir unsere Kraft?“ oder „Wie bekommen wir überhaupt neue Kraft?“ sind wichtig, wenn man über das Thema Burnout nachdenkt. Versuchen wir, aus eigener Kraft oder aus Gottes Geist zu leben (Röm 8,4f; 8,13f; Gal 3,3; 5,16; 5,25)?
Leben aus Gottes Geist statt Burnout
Was bedeutet aber ein Leben aus dem Geist? Es funktioniert wie unsere Atmung: Es ist ein ständiges „Einatmen des Sauerstoffs Gottes“, seiner Kraft, Liebe und Sichtweise. Ebenso ist es ein kontinuierliches Abladen unserer Probleme, Sorgen und Verletzungen – das „Ausatmen von Stickstoff“ in seiner Gegenwart.
Leben aus dem Geist heißt, dass wir alles in seiner Gegenwart, aus seiner Kraft und für seine Ehre tun – indem wir ständig online mit ihm sind. Praktisch äußert sich das darin, dass wir der Beziehung zu Gott die höchste Priorität einräumen, eng mit ihm verbunden sind und jeden Augenblick versuchen, mit ihm zu leben – in einer von Sünde möglichst ungetrübten Beziehung zu ihm.
Wir sollten versuchen, seine Sichtweise zu übernehmen, seine Zeiteinteilung zu akzeptieren und seine Prioritäten zu unseren zu machen. Dabei ist es wichtig, dass wir offen und sensibel für das sind, was er tun oder lassen möchte – in allen Bereichen unseres Lebens, besonders aber bei der Arbeit. Gerade hier lauert nämlich oft der Burnout.
Gottes Willen ist befreiend
Das ist nicht immer leicht. Denn ein Leben aus dem Geist bedeutet, dass wir unseren eigenen Willen seinem unterordnen und unsere eigenen Bedürfnisse hinter seine Ziele anstellen. Aus diesem Grund rennen Männer Gott auch viel zu oft voraus. Dabei hat ein solches Leben auch etwas Befreiendes. Denn aufzuhören, Gott voraus zu rennen, heißt auch, aufzuhören, sich aus eigener Kraft abmühen zu müssen. Sind wir vielleicht deswegen gestresst, weil wir uns selber Dinge aufgehalst haben, die für Gott gar nicht wichtig sind?
Das zu tun, was Gott möchte, wird befreiend sein – weil Gott unsere Grenzen kennt! Er lädt uns nicht zu viel auf. Auf eine Formel gebracht heißt das: Im Alltag sollten wir nah mit Gott verbunden sein in Gedanken, im Herzen und in der Tat – so wie Jesus nur das tat, was er den Vater tun sah (Joh 5,19). Daher sollten wir aufhören, zu beten: „Gott, segne, was ich tue“. Wir sollten eher sagen: „Lass mich tun, was du segnest“. Es kommt dann nicht auf meine Kraft an (2 Kor 12,9).
Heute in Gottes Gegenwart leben
Gott wollte nicht, dass der Mensch sich Sorgen macht oder in einem Burnout landet. Er wollte als sein Vater für ihn sorgen – aber genau das lehnte Adam ab. Er dachte „Ich kann besser für mich sorgen“ und blieb so auf sich allein gestellt. Aber das muss nicht sein. Gott bietet uns heute ein Leben in seiner Gegenwart an. Ein eindrückliches Beispiel hat hier der Mönch Bruder Lorenz gegeben: Wie kaum ein anderer hat er es verstanden, sein Leben zusammen mit Gott zu führen. Wie selbstverständlich bezog er ihn in sogar kleinste Alltäglichkeiten ein, wenn er sich etwa ein Omelett in Gottes absoluter Gegenwart gebraten hat. Seine Arbeit hat er anschließend immer wieder in Gottes Hände gelegt. Er bezeugt ermutigend, dass ein Leben im Geist Gottes, ein Ein- und Ausatmen in seiner Gegenwart, gelingen kann.
Berufen und begrenzt: von Fischen und Motoren
Aus der engen Gemeinschaft mit Gott erwächst aber noch mehr. Unser Sinn und Wert hängen hier nicht von unseren beruflichen Leistungen oder privaten Erfolgen ab. Misserfolge und Rückschläge müssen uns nicht komplett ausbrennen. Außerdem lernen wir hier mehr und mehr unsere Berufung kennen. Und wenn wir wissen, wozu wir berufen sind, dann befreit uns auch das Wissen, wozu wir alles nicht berufen sind. Wir müssen uns nicht mehr in Bereichen abmühen, die eigentlich gar nicht für uns bestimmt sind. Ein Fisch fühlt sich bekanntlich im Wasser am wohlsten, weil das seiner Berufung entspricht – und nicht in der Luft: dafür sind die Vögel da. Wir müssen uns nicht krampfhaft für jemanden ausgeben, der wir gar nicht sind, weil das viel zusätzliche Energie kostet. Es ist erleichternd, die eigene Berufung zu kennen.
Genauso gut ist es, die eigene Persönlichkeit zu kennen und sich so anzunehmen, wie man von Gott geschaffen ist – auch mit den eigenen Grenzen. Was beim Auto undenkbar wäre, wird im persönlichen Leben aber oft leichtsinnig ignoriert: Man fährt munter weiter, auch wenn das rote Alarmlämpchen hell aufleuchtet. Eigene Leistungsgrenzen werden nicht erst genommen, erste Alarmsignale schlichtweg ignoriert, bis der Motor Totalschaden erleidet!
Die eigenen Grenzen beachten
Gott hat uns mit Gaben und Stärken, aber auch mit Grenzen und Schwächen geschaffen. Für ihn wäre es keine große Sache gewesen, den Menschen so zu machen, dass er beispielsweise keinen Schlaf bräuchte. Aber Gott hat sich nun mal anders entschieden, und so es ist „sehr gut“ (1 Mose 1,31). Er hat schon seine guten Gründe gehabt, warum er uns Grenzen gegeben hat. Wenn wir sie missachten, dann missachten wir die Ordnung, die er schon in die Schöpfung hineingelegt hat. Deswegen ist es für ein ausgewogenes Leben ohne Burnout wichtig, die gottgegebenen Grenzen zu kennen, Alarmsignale frühzeitig wahrzunehmen und dann auch mutig gegenzusteuern.
Gott ist größer als jeder Burnout
Burnout ist ein komplexes Thema. Schwarz-weiße Patentrezepte können hier ebenso wenig helfen wie Schuldzuweisungen. Denn manchmal kommt es trotz aller Vorsorge dennoch zu einem Burnout. Hier will ich persönlich Mut machen: Gott ist größer! Manchmal verwendet er gerade solche Zeiten, um uns näher zu ihm zu ziehen. Deswegen ist es gut, wenn wir ihn auch in so einer schwierigen Situation suchen. Gott ist die Quelle und das Ziel unseres Lebens. Er, die unerschöpfliche Kraftquelle und das Zentrum allen Lebenssinns, ist da und wartet mit offenen Armen auf uns. Er kennt unsere individuellen Grenzen und Bedürfnisse und hat daher einen auf uns zugeschnittenen Plan. Er ist der Mächtigste, Gewaltigste, Herrlichste, Intelligenteste, Schönste, Liebevollste, Kreativste, den es im ganzen Universum gibt. Es lohnt es sich, ihn besser kennenzulernen – nicht nur, um einen Burnout zu vermeiden. Oder was denken Sie?