André Trocmé zum Geburtstag

Andre Trocme
© Privat: Familie Trocmé

André Trocmé zum Geburtstag

Heute vor 120 Jahren wurde André Trocmé geboren; am 5. Juni ist sein 50. Todestag (und am 2. November ist der 120. Geburtstag seiner Frau Magda Trocmé).

Die beiden sind ein französisch-russisch-italienisches Paar, das sich in New York kennenlernt und nach Indien reisen will, um Gandhi zu treffen: Magda Grilli zieht ihn schon nach den ersten Begegnungen in ihren Bann. Schon das wäre filmreif.

Doch es geht weiter – ganz anders, als die beiden es planen, und mit zunehmender Dramatik. Statt in Indien landen sie nämlich in der tiefsten französischen Provinz, André als Pfarrer der reformierten Kirche, Magda als Lehrerin.

Auch wenn ihr Leben Stoff für eine Netflix-Serie hergäbe – vielen ist dieses Paar heute unbekannt. Dabei haben beide äußerst spannende und bis heute inspirierende Facetten aufzuweisen. Werfen wir einen Blick auf André:

Der Retter

Trocmé war von 1934 bis 1945 Pfarrer einer reformierten Gemeinde in Chambon-sur-Lignon (Auvergne), als Hitlers Truppen Teile Frankreichs besetzen.

Ehepaar Trocmé verwandelt den kleinen Luftkurort im Gebirge in einen zentralen Ort der französischen Résistance. Tausende jüdische Kinder und Erwachsene werden von ihnen versteckt, mit Nahrung versorgt und teilweise mit falschen Pässen ausgestattet und außer Landes geschleust. Am Ende zählten die einen 3.000 Menschen, die vor dem sicheren Tod gerettet worden waren. Die anderen sprachen von mehr als 5.000.

André Trocmé antwortete einmal auf die Frage, ob in seinem Dorf Juden versteckt würden: „Wir kennen nur Menschen.“

Das israelische Holocaustmuseum Yad Vashem zeichnete André und Magda Trocmé und mit ihnen die ganze Region für ihren Mut als „Gerechte unter den Völkern“ aus.

Der Theologe

Ab 1919 hatte André Trocmé in Paris Theologie studiert, 1925/26 verbrachte er ein Studienjahr am Union Theological Seminary in New York. (1930 tat Dietrich Bonhoeffer dasselbe.) Nebenbei war André Hauslehrer bei der reichsten Familie der Welt, den Rockefellers.

In den 1960er Jahren verfasste Trocmé die Studie Jesus Christ and the Non-Violent Revolution, in der er dem biblischen Konzept des Jubel- oder Erlassjahres auf den Grund geht. Der renommierte Theologe John Howard Yoder greift später wesentliche Impulse davon in seinem eigenen bahnbrechenden Buch Die Politik Jesu auf.

Der Erzähler

In der Weihnachtszeit erzählte André Trocmé den Kindern von Le Chambon Geschichten, die er selbst erfand. Nach dem Krieg schrieb er sie auf und ergänzte sie durch einige neue. Auch wenn diese Geschichten ursprünglich für Kinder gedacht waren – wie Trocmé biblische Stoffe mit dem verwob, was die Menschen seiner Gemeinde bewegte, faszinierte schon damals auch die erwachsenen Zuhörer.

Der Versöhner

Trocmés gewaltfreier Einsatz für den Frieden lässt ihn aus der Sicht von Historikern in einer Reihe mit Martin Luther King und Mahatma Gandhi stehen. 1946 wird Trocmé Europasekretär des Internationalen Versöhnungsbundes (IFOR). 1950 gründen Trocmés in Versaille ein Haus der Versöhnung. 1957 ist André Mitgründer des Friedensdienstes Eirene in Marokko.

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Die deutsche Originalausgabe der spannenden Biografie von Hanna Schott ist in der vierten Auflage in gedruckter Form sowie als E-Book lieferbar.

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