Es gibt allerlei Witze über die ersten Kapitel der Bibel über Mann und Frau. Fast jeder kennt die Geschichte von Adam und Eva und ihren Rauswurf aus dem Paradies. Die Männer kalauern: „Die Frau ist an allem Schuld, wer ist auch so dumm und hört auf eine Schlange?“ und die Frauen kontern zurück: „Ach was – als Gott den Mann schuf, übte sie nur.“ So gegensätzlich die zwei Positionen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie haben beide unrecht. Beide Lager sind oft, ohne es zu ahnen, mitten drin im Übel, der nach dem Sündenfall stattgefunden hat. Sie befinden sich im gegenseitigen Machtkampf.
In Talkshows und sogar in Predigten werden immer wieder humorvolle Sprüche über den Unterschied von Frau und Mann zitiert, manche Comedians verdienen sich damit sogar nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern eine goldene Nase. Dahinter steckt jedoch die größte Machenschaft des biblischen Kriechtiers, die bis heute überlebt hat: der Krieg zwischen Mann und Frau.
Dass wir in einer Ellenbogengesellschaft leben, ist weithin bekannt, aber dass jedes Paar sich in einem Wettbewerb miteinander befindet, blenden wir lieber aus. Dabei gibt es in jeder Beziehung Machtkämpfe. Auch unter Christen sind diese Machtkämpfe weit verbreitet und werden sogar als biblisch gerechtfertigt. Doch hat Gott sich das wirklich so vorgestellt, dass der Mann über die Frau herrscht, die Frau sich dagegen aufbäumt, der Mann sie wieder niedertrampelt, die Frau auf ihn einhackt und der Krieg immer so weitergeht?
Gott hat Menschen geschaffen, weil er Beziehungen liebt
Wenn wir wissen wollen, wie Gott sich das Zusammenleben von Mann und Frau eigentlich gedacht hat, müssen wir uns die ersten Seiten der Bibel noch einmal genauer ansehen. Dort heißt es direkt am Anfang im ersten Kapitel: „So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie“ (1 Mose 1,27). Gott schuf Männer und Frauen also gleichwertig als ein Abbild seiner selbst. Das heißt: Mann und Frau spiegeln zusammen Gottes Wesen wider.
Gemeinsam bekommen sie auch denselben Auftrag: „Vermehrt euch, bevölkert die Erde, und nehmt sie in Besitz!“ (1 Mose 1,28). Beide bekommen die Fähigkeiten dazu, diesen Job auszuführen und werden dafür von Gott gesegnet.
Erst nachdem Gott den Menschen – als Mann und Frau – geschaffen hatte, fand er, „es war sehr gut!“ (1 Mose 1,31). Bis hierhin können wir also kein Machtgefälle feststellen. Im Gegenteil: Wir erfahren etwas sehr Wichtiges über den Schöpfer der Menschen: Er ist beziehungsorientiert und wünscht sich ein „Ebenbild“, mit dem er kommunizieren kann, und ist rundum zufrieden mit diesen Geschöpfen.
Die Lügenmärchen des Geschlechterkampfes
Im zweiten Kapitel wird die Schöpfungsgeschichte mehr im Detail beleuchtet. Diese Erzählweise finden wir in der Bibel häufiger. Zur orientalischen Erzähltradition gehörte eine Rahmengeschichte und danach eine Geschichte, die das Geschehen wie eine Kamera näher heranzoomt. Es gibt also keine zwei Schöpfungsberichte, sondern Kapitel eins bildet die Grundlage für Kapitel zwei.
Hier wird vom Menschen erzählt – also von der Gattung Mensch selbst, zunächst ohne Geschlecht. Wieder wird deutlich, wie sehr Gott Beziehungen schätzt, denn er stellt fest: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein lebt. Er soll eine Gefährtin bekommen, die zu ihm passt!“ (1 Mose 2,18)
Diese Stelle wird oft zum Diskussionspunkt, weil es in manchen Bibelübersetzungen heißt, Gott macht dem Menschen eine „Hilfe“. Patriarchen werden sich hier bestätigt fühlen und sagen: „Gott hat von Anfang an geplant, dass meine Frau mich bedienen und sich mir unterwerfen soll.“ Und Feministinnen werden einwerfen: „Kein Wunder, dass Gott die Frau geschaffen hat, alleine kriegen die Kerle das nicht auf die Reihe.“ So weit der Feminismus und der Chauvinismus auch auseinanderliegen, beide haben wieder gemeinsam unrecht. Gott schafft aus dem ersten Menschen einen zweiten Menschen, weil er beziehungsorientiert ist: Gott möchte nicht, dass wir uns alleine durchkämpfen, sondern gemeinsam als „ein Fleisch“ das Leben meistern. Von Machtkampf ist auch hier keine Rede. Im Gegenteil: Gott verbindet Mann und Frau ganz tief miteinander, weil er die Frau aus dem Mann schafft. „Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen“ (1 Mose 2,22)
Doch auch hier werden wieder Stimmen laut. Männer sagen: „Die Frau ist ein Teil von mir, also darf ich auch über sie herrschen.“ Die Frauen erwidern: „Bei Modell zwei hat Gott endlich alles richtig gemacht.“ Erneut sind beide derselben Lüge aufgesessen: Denn der Mensch bekommt erst durch die Erschaffung des zweiten Menschen seine Geschlechtsidentität. Erst durch den Unterschied wird der Mensch zu Mann und Frau.
Als der Mensch die Frau sieht, sagt er: „Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen!“ (1 Mose 3,23) Gott hat also genau gewusst, wie sehr sich der Mensch nach einem Gegenüber gesehnt hat – diese Sehnsucht entspricht dem Bilde Gottes, da auch er sich nach einem Gegenüber sehnt. Frau und Mann sind sehr eng miteinander verbunden, sie haben eine gemeinsame „Rippe“, sind „ein Fleisch“ und schämen sich nicht voreinander. Sie lieben und akzeptieren einander so, wie sie sind, und kennen keinen Makel und keinen Fehler aneinander. Es gibt also keine Streitpunkte, keinen Machtkampf, weil es nichts gibt, worum sie kämpfen müssten.
Die Sache mit der Schlange
In Kapitel drei kommt jedoch die Schlange mit der verbotenen Frucht ins Spiel – ein viel genutztes Motiv in der Kunst und der Werbung – ein Thema, das uns immer wieder beschäftigt, und das zurecht. Ob nun die Frau oder der Mann Gottes Gebot übertritt, ist nicht wichtig, denn in Gottes Augen bilden sie eine Einheit. Die Folge dieses Übertritts ist jedoch verheerend und hält bis heute an: Der Mensch zerstört die innige Beziehung zu Gott und dadurch auch die Beziehung zueinander. Schuld tritt in das Leben des Menschen und damit auch der Versuch, sich mit seiner Schuld vor Gott und einander zu verstecken und zu verteidigen. Plötzlich schämen sie sich ihrer Nacktheit.
Als Gott Adam fragt, ob er von der Frucht gegessen hat, antwortet dieser: „Aber die Frau, die du mir gegeben hast, reichte mir eine Frucht – deswegen habe ich davon gegessen!“ (1 Mose 3,12) Die Freude über sein von Gott geschenktes Gegenüber ist verflogen: Die Frau ist daran schuld, aber nicht er, verteidigt sich Adam, und schiebt die Schuld indirekt noch auf Gott selbst. Immerhin hätte er diese Probleme nicht, wenn Gott ihm nicht diese Frau gegeben hätte. Eva wiederum schiebt die Schuld auf die Schlange: „Die Schlange hat mich dazu verführt!“, verteidigt sie sich (1 Mose 3,13).
Gott ist über diese Lügerei mächtig sauer und verbannt die Menschen aus dem Paradies, was nicht nur Gottesferne zur Folge hat, sondern auch die Unterwerfung der Frau unter den Mann und der damit verbundene Machtkampf, der bis heute anhält.
Die Erlösung durch Jesus
Dieser Krieg muss jedoch nicht anhalten, und Beziehungen können heute genauso heil werden wie damals zu Zeiten des Paradieses. Auch wenn Gott den Menschen verstoßen hat, so bleibt Gottes Sehnsucht nach Beziehung bestehen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Gott geht mehrere enge Bündnisse mit Menschen ein, bis er sich selbst in Gestalt von Jesus auf die Erde schickt, um den Menschen noch näher zu sein, um wieder eine Brücke zu schlagen, um die Distanz zwischen ihm und uns zu überwinden.
Bis zu den Zeiten Jesu hat der Mann die Frau Jahrhunderte lang unterjocht und in ihren Bedürfnissen beschnitten, sie behandelt wie Vieh. Doch Jesus verhält sich im Neuen Testament gegenüber den Frauen radikal anders. Immer wieder predigt er vor Frauen und Männern und richtet seine Botschaften an beide, als wären sie eins – denn das sind sie in seinen Augen immer noch. Zu seinen Anhängern gehören Frauen, und als er nach seinem Tod aufersteht, wird er zuerst von zwei Frauen gesehen (was die Männer ihnen dann zunächst nicht glauben).
Jesus war das Liebesgebot sehr wichtig, er wiederholt es mehrfach: „Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr euch auch untereinander lieben“ (Joh 13,34). Wie sollen die Menschen einander lieben, wenn einer den anderen unterjocht? Liebe schließt Unterdrückung aus.
Doch nicht nur Jesu Verhalten und Botschaft prägt das Zusammenleben von Mann und Frau neu, vor allem sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung machen einen Neuanfang möglich. Mit ihm stirbt die Sünde, die den Menschen von Gott trennt, und ein neues Leben kann beginnen – auch zwischen Mann und Frau.
Machen wir einen Unterschied?
Sicherlich gibt es noch viel mehr Bibelstellen, an denen sich die Gemüter erhitzen. Das Thema soll hier nur am Rande gestreift und neugierig machen auf das Buch der Bücher. Wichtig ist diese eine Erkenntnis: Gott wünscht sich gesunde Beziehungen zu uns Menschen und gesunde Beziehungen für uns Menschen untereinander, auch zwischen Mann und Frau. Er möchte, dass wir unsere Einheit in ihm erkennen; wir sind unterschiedlich geschaffen, aber als Gottes Ebenbild, das zusammengehört.
Wollen wir also in Zukunft mitlachen, wenn Chauvis und radikale Feministinnen ihre Witze reißen? Sagen wir dem Machtkampf den Kampf an oder fügen wir uns den Lügen der Schlange? „Emanzipieren“ wir uns? Denn „Emanzipation“ bedeutet: Etwas aus der Hand geben. Geben wir also die Macht aus der Hand und überlassen uns Gottes gutem Plan von einem partnerschaftlichen Verhältnis zueinander? Lieben wir einander? Machen wir einen Unterschied?
wenn Mensch Gottes Ebenbild ist, ist Mensch Gottes Ebenbild, Gott könnte nur glücklich sein, wenn Menschen glücklich leben – können – !?
Gott schuf Menschen als Mann und Frau – genetische Durchmischung, Vielfalt, Individualität zu ermöglichen, aber keine Rollenzwänge zu provozieren – !?