Zeit auskosten

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Zeit auskosten

„Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus.“ (Kol 4,5 – Lutherbibel 2017)

Der Zeit ausgeliefert?

Es gibt Tage, an denen die Stunden verfliegen, als wären sie Sekunden. Schöne Begegnungen, spannende Erlebnisse oder komplexe Arbeitsaufgaben lassen die Zeit dahineilen – wunderbar und bedauerlich zugleich. Wir kennen aber auch das andere Extrem, wenn die Zeit zäh und unerbittlich dahin schleicht: Vielleicht ein Tag im Krankenhaus, eine verordnete Zeit in Quarantäne oder auch beim Warten auf ein besonders schönes Ereignis. In diesen Situationen fragen wir uns, ob wir „der Zeit“ ausgeliefert sind oder selbst bestimmen können, wofür sie uns zur Verfügung steht.

Der Vers im 4. Kapitel des Kolosserbriefes erinnert nicht nur daran, dass die Zeit kostbar ist, sondern verbindet damit die Erwartung, dass wir die Zeit auskaufen, also gut nutzen und uns weise verhalten gegenüber denen, „die draußen sind“. Das leuchtet uns ein. (Müßiggang galt im Protestantismus schon seit jeher als verdächtig und hat das Bild vom fleißigen Deutschen mit geprägt.) Und trotzdem bewegen wir uns in der Spannung zwischen Überarbeitung und dem ausdauernden Konsum von Serien auf Netflix, zwischen egozentrischer Sekundenzählerei und jahrelanger selbstloser Fürsorge für andere Menschen.

Gibt es eine Chance, aus dem Hamsterrad von Gewohnheiten und Ansprüchen auszubrechen? Wie können wir die Zeit unterbrechen oder für uns besser nutzbar machen? Womöglich mit einem Dreischritt: 

  • Aufschauen – den Blick heben aus dem Wust der Aufgaben, aus Inzidenzzahlen und Verordnungen, aus dem Alltäglichen und Belastenden; neu die Lage sondieren; etwas bewusst wahrnehmen; Andere oder Anderes sehen. Und: Den Blick auch wieder einmal zum Himmel heben.
  • Durchatmen – Luft holen; Atem schöpfen gegen die Kurzatmigkeit; Ruhe spüren; klare Gedanken denken; die neue Frische einströmen lassen. Und: Womöglich dankbar werden für die Kraft zum Leben.
  • Losgehen – nicht zurücksinken; Alternativen beiseite lassen; den Weg unter die Füße nehmen, neue Schritte gehen, noch nicht am Ziel sein: Und: Voll Vertrauen hoffnungsvoll beginnen. 

Erfüllt leben

Wenn uns dies im neuen Jahr auch in der Männerarbeit – von Zeit zu Zeit – gelingen würde, könnten Begegnungen und Austausch zu neuen Erfahrungen führen und erfüllte Zeit werden! Zuerst erbitten wir das für alle Vorhaben und Aufgaben von Gott! Und wir erhoffen es von den Männern (ebenso den Frauen und Kindern), die sich auf das Miteinander mit uns einlassen.

Beginnen aber können wir damit überall: in der Familie, im Freundeskreis, Arbeitsumfeld und in der Gemeinde. Sogar, ob freiwillig oder notgedrungen, in Online-Formaten und sozialen Netzwerken. Meine Hoffnung aber bleibt, dass wir es auch in diesem Jahr in direkter Begegnung an- und miteinander lernen dürfen! 

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